Tiergesundheit nicht ausbremsen

Rahmen für moderne Lösungen zur Tiergesundheit schaffen – Faktenbasierte Risikobewertung erforderlich 

Die Nutztierhaltung ist ein wichtiger Teil der Landwirtschaft, denn sie versorgt die Bundesbürger mit wichtigen Nahrungsmitteln. Tiere und Produkte vom Tier aus Deutschland sind im Ausland sehr begehrt, weil sie mit anerkannt hohen Standards erzeugt werden.  

Für eine verantwortungsbewusste Haltung sind optimale Hygiene, Krankheitsprävention und Therapien unerlässlich. Sie helfen nicht nur, eine produktive Landwirtschaft zu erhalten, sondern auch Gesundheitsrisiken für Menschen und Folgekosten von Infektionen zu vermeiden. Um diesen Standard jetzt und in Zukunft erhalten zu können, sind innovative Tierarzneimittel unverzichtbar. Nur so können neue Herausforderungen für die Tiergesundheit gelöst werden. Dazu zählen beispielsweise bisher in Europa unbekannte Krankheitserreger und Vektoren wie Zecken oder Mücken, die wegen des Klimawandels auch in unseren Regionen geeignete Bedingungen vorfinden, oder auf anderem Wege eingeschleppte Erreger. 

Trotz der wichtigen Funktionen ist der Tierarzneimittelmarkt im Verhältnis zu anderen Branchen klein und durch die Zahl der Tierarten und assoziierten Krankheiten stark fragmentiert. Dennoch zeichnet sich die Branche dadurch aus, dass sie nachhaltig wächst und eine hohe Innovationskraft besitzt. Darüber hinaus ist die Tierarzneimittelbranche durch einen fortschreitenden Konsolidierungsprozess gekennzeichnet. Dies ist die Voraussetzung, um weiterhin am Markt erfolgreich bestehen zu können. Es ist die Aufgabe der Politik, die Voraussetzungen zu schaffen, damit die Tiergesundheitsindustrie ihre Aufgaben weiterhin erfüllen kann. Dazu gehören ein positives Umfeld für die Entwicklung innovativer Technologien, der Abbau unnötiger Bürokratie, verlässliche, klar definierte Anforderungen und eine faktenbasierte Bewertung im Rahmen des Zulassungsverfahrens. Dies ist notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland und damit das Angebot hoch qualifizierter Arbeitsplätze erhalten zu können. 

Für die Erforschung antimikrobieller Resistenzen und die Entwicklung neuer Antibiotika wurden für die Humanmedizin umfangreiche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Derartige Forschungsgelder sind für die Tiermedizin gleichfalls erforderlich, etwa um das bestehende Antibiotikaresistenz-Monitoring systematischer aufzubauen und wichtige klinische Grenzwerte zur Beurteilung der Erregerempfindlichkeit sowie geeignete Schnelltests für den Tierarzt in der Praxis zu entwickeln. Darüber hinaus sind Investitionen notwendig, um Alternativen zur Gesunderhaltung der Tiere zu erforschen.  

Die Gesellschaft reagiert oft skeptisch auf innovative Technologien. Wie eine Umfrage in verschiedenen europäischen Ländern zeigte, begründet sich dies durch die oftmals lückenhafte Kenntnis über den Nutzen von Tierarzneimitteln für die Gesunderhaltung von Nutz- und Hobbytieren. Vor allem bei der Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft stoßen Tierarzneimittel auf Ablehnung. Daraus ergeben sich oftmals wenig fachlich fundierte Forderungen seitens der Gesellschaft, die aber nicht auf Zulassungskriterien der Zulassungssysteme durchschlagen dürfen.