Was wissen die Bürger über Tiergesundheit?

Lückenhafte Kenntnisse erzeugen Unsicherheit – Arzneimittel für Hobbytiere weniger in der Kritik 

Der europäische Verband für Tiergesundheit (IFAH-Europe) hat jetzt die Ergebnisse einer großangelegten Umfrage veröffentlicht. In sechs EU-Staaten wurden die Bürger zu ihrem Wissen und ihrer Meinung über Tiergesundheit und die Anwendung von Tierarzneimitteln bei Hobby- und Nutztieren befragt. 

Zunächst einmal sollte geklärt werden, welche Kenntnisse zu den Themen Tierarzneimittel und Tiergesundheit vorhanden sind. Explizit wollte man beispielsweise wissen, ob die Bedeutung von Tierarzneimitteln bei der Krankheitsprophylaxe bekannt ist. Welche Schlüsse ziehen Verbraucher aus dem Einsatz von Tierarzneimitteln in der Nutztierhaltung oder wie wichtig bzw. kritisch werden Tierarzneimittel im Zusammenhang mit der Lebensmittelsicherheit beurteilt, waren weitere Fragen. 

Unbegründete Skepsis 

Die Studie macht deutlich, dass die Verbraucher insgesamt eher besorgt auf Tierarzneimittel reagieren, vor allem was die eigene Gesundheit betrifft. Gleichzeitig zeigt sich, dass viele Fakten bei den Befragten nicht bekannt sind und die Sorge oft auf Annahmen beruht. Dass nur gesunde Tiere sichere Lebensmittel liefern können, scheint vielen nicht gegenwärtig zu sein, ebenso wie der Fakt, dass für Tierarzneimittel vergleichbare Sicherheitsstandards gelten wie für Medikamente im Humanbereich. Rund 60 Prozent der Befragten gab an, darüber nichts zu wissen bzw. dies nicht zu glauben. 

Das Verhältnis gegenüber Tierhaltern und Industrie ist zudem durch Skepsis geprägt. Und dies, obwohl die Tiergesundheitsindustrie enorme Ressourcen in die Entwicklung, Prüfung und Herstellung von sicheren und wirksamen Tierarzneimitteln investiert und Europa eines der strengsten Genehmigungssysteme der Welt zur Prüfung und Kontrolle von Tierarzneimitteln hat. Das Misstrauen ist dabei bei den deutschen Verbrauchern stärker ausgeprägt als bei den europäischen Nachbarn. Die Diskussion um Antibiotikaresistenzen beeinflusst viele der Befragten besonders stark in ihrer Wahrnehmung. Eine große Mehrheit der deutschen Verbraucher (fast 80 %), die befragt wurden, sind der Meinung, ein Rückgang des Antibiotikaverbrauchs könne über Haltungsmethoden erzielt werden ohne darüber informiert zu sein, welche Leistungen diesbezüglich von den Landwirten bereits erbracht werden. 

Nutzen für das Tier herausstellen 

Viele Bürger wissen nicht, dass Tiergesundheitsprodukte maßgeblich zum Wohlbefinden der Tiere beitragen. 60 Prozent der Befragten war dies so nicht bekannt. Gleichwohl gestehen 59 Prozent der Befragten den Nutztieren das gleiche Recht auf medizinische Behandlung zu wie den Menschen. Am positivsten schnitten in der Verbrauchereinschätzung veterinärmedizinische Maßnahmen ab, mit denen sich Krankheiten verhindern lassen. Insgesamt scheint die Bereitschaft, bei Hobbytieren gesundheitsfördernde Maßnahmen zu akzeptieren, größer zu sein als bei Nutztieren. 

Mehr als 40 Prozent der Befragten wissen nicht, dass die Übertragung bestimmter Krankheiten vom Hobbytier auf den Menschen verhindert werden kann, wenn diese (die Tiere) geimpft werden.  

Besser informieren 

Lücken zu den Fakten und das damit teilweise verbundene Unbehagen sind auf das Fehlen sachgerechter Informationen zurückzuführen. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass wir noch mehr aufklären müssen, darüber wie Tierarzneimittel kontrolliert und verantwortungsvoll eingesetzt werden und welche Vorteile sie für Tiere und Menschen bringen“, interpretiert die Geschäftsführerin des Bundesverbandes für Tiergesundheit, Dr. Sabine Schüller, die Ergebnisse. „Wir müssen durch faktenbasierte Kampagnen verdeutlichen, warum Tierarzneimittel benötigt werden und was gesunde Tiere für die Gesellschaft als Ganzes bedeuten.“