01.10.2012

Hintergrundinformationen zu Flohallergien

Was ist eine Allergie?
Unter einer Allergie versteht man eine chronisch verlaufende Erkrankung mit vermuteter oder nachgewiesener genetischer Prädisposition, die durch normalerweise unschädliche Substanzen in der Umgebung des Patienten ausgelöst bzw. unterhalten wird. Prädisposition ist der medizinische Fachausdruck für die ererbte, genetisch bedingte Anlage oder Empfänglichkeit für bestimmte Krankheiten oder Symptome.

Bei den Stoffen, die eine Allergie auslösen, kann es sich um pflanzliche, tierische und chemische Substanzen handeln. Typisch für eine Allergie ist, dass sie erst bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergieauslöser - dem Allergen - auftritt. Grund dafür ist, dass das Immunsystem in dem Allergen einen vermeintlichen "Feind" erkennt, sich an ihn erinnert, um dann bei erneutem Kontakt entsprechend stark auf ihn zu reagieren. Die Folge ist eine Überempfindlichkeit - die Allergie.

Prinzipiell können Hund und Katze also auf fast alles allergisch reagieren. Häufige Allergieauslöser sind Milben, Pollen, Flohspeichel, Schimmelpilze, Hautschuppen und Futtermittel. Auch Insekten (z.B. Stechmücken oder Wespen) oder Kontaktallergene (z.B. Shampoo) können allergische Reaktionen auslösen. Beim betroffenen Tier treten vor allem Juckreiz und Hautveränderungen auf. Auch Störungen des Magen-Darm-Traktes können auf Allergien beruhen. Zu den Symptomen einer Allergie zählen häufiges Kratzen, Benagen und Belecken des Körpers und der Pfoten, gerötete und entzündete Hautpartien, chronische oder wiederkehrende Ohr- und Augenentzündungen, Atembeschwerden und Durchfall. Die Ähnlichkeit der Symptome macht die Diagnose schwierig.

Flohspeichelallergie
Die häufigste Allergie beim Hund ist die Flohspeichel-Allergie-Dermatitis (FAD). Sie wird - auch beim Hund - vor allem durch den Katzenfloh ausgelöst. Eine erhöhte Krankheitsneigung haben Hunde, die zusätzlich an der Atopischen Dermatitis (AD) leiden. Etwa 80 Prozent der atopischen Hunde entwickeln bei Flohexposition eine Flohallergie. Die Flohspeichelallergie kommt gehäuft bei Tieren zwischen zwei und sechs Jahren vor, eine Rasse- und Geschlechtsprädisposition besteht nicht. Das Leitsymptom der Flohspeichelallergie beim Hund ist intensiver Juckreiz vor allem in der Lenden-, Leisten- und Schwanzgegend, auf den die Tiere mit Benagen und Belecken reagieren. Als erste Hautveränderung tritt eine kleine Hautverdickung auf. Gelegentlich kommt es zu einer Schwellung der Kniekehllymphknoten. Durch das Benagen und Belecken entwickeln sich im Regelfall weitere Hautveränderungen wie Krusten. Auch eine Überwucherung der Haut mit Malassezia pachydermatis, einer Hefe der natürlichen Hautflora, wird häufiger beobachtet, so dass es sekundär zu einer Malassezien-Dermatitis kommt. Bei chronischem Bestehen einer Flohspeichelallergie treten Haarausfall, Hyperpigmentierung und Hautverdickung auf.

Bei Katzen ist das klinische Bild variabler. Betroffen sind hier vor allem die Schwanzwurzel und Lenden-, Bauch- und Leistenregion sowie der Hals. Das Haupterscheinungsbild ist neben Juckreiz eine Hautentzündung mit hirsekorngroßen Hautverdickungen und Krusten. Auch eine Überempfindlichkeit des Rückens kann auf eine Flohallergie hinweisen. Bei längerem Bestehen kann fleckiger oder beidseits symmetrischer Haarausfall auftreten. Durch intensives Belecken kann eine flächige, erhabene Hautrötung entstehen. Auch bakterielle Sekundärinfektionen können Ausdruck einer Flohspeichelallergie sein. Eine Flohspeichelallergie kann bei Katzen auch mit Lymphknotenschwellungen einhergehen und ist klinisch nicht immer von einer nichtallergischen Dermatitis nach Flohexposition zu unterscheiden.


Allergie erkennen und therapieren
Ein Auftreten der Krankheitserscheinungen bis in den Spätherbst hinein kann ein Hinweis für eine Flohallergie sein. Die einfachste Behandlung einer Allergie besteht theoretisch darin, die allergieauslösende Substanz zu vermeiden. Dies ist bei der Flohspeichelallergie durch eine geeignete Ursachenvermeidung bzw. -bekämpfung relativ gut möglich. Am besten bekommt man den Flohbefall in den Griff, indem man die erwachsenen Flöhe mit sogenannten Adultiziden am Tier bekämpft. Da auch die Umgebung des Tieres mit Flohbrut (Eier, Larven, Puppen) verseucht ist, ist die Ergänzung der Maßnahmen mit Entwicklungshemmern/Wachstumsregulatoren erforderlich. Auch eine regelmäßige gründliche Reinigung des Haushaltes (und des Autos) durch Staubsaugen und das Waschen der Liegedecken bei mindestens 60°C usw. ist unverzichtbar. Leben mehrere Tiere zusammen in einem Haushalt, müssen auch die Partnertiere mit behandelt werden. Bei der Flohbekämpfung ist darauf zu achten, dass die vom Tierarzt verschriebenen Präparate exakt nach der Anwendungsbeschreibung und Dosierungsvorschrift, eingesetzt werden. Gleiches gilt für den Behandlungsintervall. Allergische Hunde sollten ohnehin ganzjährig vor Flohbefall geschützt werden. Ein einziger Flohstich kann nämlich ausreichen, die unangenehmen allergischen Reaktionen erneut beim Tier auszulösen. Tierärzte berichten immer wieder, dass bei der Behandlung durch den Tierhalter leider noch immer viele Fehler gemacht werden. Mit entsprechender Aufklärungsarbeit versuchen die Mitarbeiter in den Praxen, das notwendige Wissen und Verständnis über die biologischen Zusammenhänge zu vermitteln.

Allergien stellen sich als sehr komplexe Erkrankungen dar. Eine Heilung im eigentlichen Sinn ist in der Regel nicht möglich, man kann nur versuchen, die Beschwerden gut in den Griff zu bekommen und das Krankheitsbild zu kontrollieren.

Die Allergie ist eine Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber bestimmten Substanzen, die der Tierarzt geradezu detektivisch aufspüren muss . Beim Haut- bzw. "Intrakutantest" werden deshalb verschiedene allergieauslösende Substanzen in die Haut des Tieres eingespritzt. Eine entsprechende Hautreaktion (Quaddelbildung) zeigt dann, gegenüber welchen Allergenen eine Überempfindlichkeit besteht. Dieser Test ist jedoch bei der AD nur sinnvoll, wenn zuvor andere möglichen Hauterkrankungen ausgeschlossen werden konnten und eine Desensibilisierung angestrebt wird. Flohspeichel-Allergien und AD können auch über Bluttests nachgewiesen werden. Darüber hinaus gibt es diagnostische Tests wie z.B. die zytologische Untersuchung, die Untersuchung von Hautgeschabseln sowie diagnostische Therapien, mit denen das Ansprechen oder Nicht-Ansprechen auf bestimmte Therapeutika evaluiert wird.

Eine erfolgversprechende Maßnahme gegen die Flohspeichel-Allergie und die AD ist die Immuntherapie. Als Immuntherapie bezeichnet man die De- oder Hyposensibilisierung. Die Immuntherapielösung ist eine wässrige Lösung, die für jeden Patienten individuell und in verschiedenen Konzentrationen hergestellt wird und genau die Allergene enthält, gegen die er im Test eine Überempfindlichkeit (Sensibilisierung) gezeigt hat. Desensibilisierung bedeutet nun eine schrittweise "Gewöhnung" des Immunsystems an immer höhere Dosen des Allergieauslösers. Die Immuntherapie kann vom Tierbesitzer viel Geduld fordern, da sie sich über mehrere Monate erstreckt, wobei meist zweimal wöchentlich die Therapielösung in oder unter die Haut gespritzt wird.

Bei manchen Patienten kann aber auch bereits nach den ersten Injektionen eine deutliche Besserung zu sehen sein. Die Injektionen sind für das Tier schmerzlos und werden dadurch auch gut toleriert. Aktuelle Studien zeigen, dass die Erfolgsaussichten bei der Desensibilisierung bei über 70 Prozent liegen und sie den betroffenen Tieren ein weitgehend beschwerdefreies Leben ermöglicht. Auch sind im Gegensatz zur regelmäßigen Gabe von Medikamenten (z.B. Kortison) Nebenwirkungen bei der Immuntherapie außerordentlich selten.

Gleichwohl haben sich Corticoide als eine erste Maßnahme zur Minderung des Juckreizes bewährt. Darüber hinaus stehen andere Medikamente zur Verfügung. Dazu gehören Antihistaminika, essentielle Fettsäuren oder Ciclosporin A. Dieser Wirkstoff reguliert zielgerichtet das überaktive Immunsystem. Die Behandlung kann langfristig durchgeführt werden, um die Krankheit besser zu kontrollieren.

Bei allen Allergien gilt allgemein, dass sich der Gesundheitszustand der allergisch erkrankten Tiere mit Medikamenten, die vor allem den Juckreiz mindern und Sekundärinfektionen auf den sensiblen Hautpartien eindämmen, weiter verbessern lässt. Der Tierarzt kann hier beraten.             

Verdacht auf Flohspeichelallergie?
Ihr Tier:

  • kratzt sich häufig?
  • leckt häufig, z. B. die Pfoten?
  • hat ein struppig oder stumpf aussehendes Haarkleid?
  • zeigt Hautrötungen?
  • hat Pickel oder Pusteln?
  • hat verklebte oder verkrustete Stellen auf der Haut?
  • riecht unangenehm?
  • schüttelt sich vermehrt?
  • wälzt sich häufig?
  • verliert übermäßig viel Fell?
  • hat eventuell sogar kahle Stellen?
  • hat Schuppen?
  • hat eine trockene Haut?
  • hat eine fettige Haut?
  • hat eine empfindliche Haut?
  • hat eine Allergie?
  • hat Parasiten?

Wie stelle ich fest, ob mein Tier Flöhe hat?
Kratzt sich ein Tier regelmäßig, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Flöhe hat, recht hoch. Nicht immer lassen sich die Flöhe mit dem bloßen Auge auf dem Tier erkennen, vor allem bei Tieren mit pigmentierter Haut, dunklerem, langem oder dichtem Fell sind die winzigen Parasiten kaum zu sehen. Relativ sicher ist dagegen folgender Test: Kämmen Sie das Fell Ihres Tieres mit einem extrem engzackigen Kamm (Flohkamm) ganz nah an der Haut und geben Sie das ausgekämmte Material (Hautschuppen, Talg) auf ein feuchtes Küchen- oder Taschentuch. Verfärbt sich das Tuch rund um das Material rötlich, so spricht dies für einen Flohbefall, da Flöhe mit ihrem Kot kleine Mengen Blut ausscheiden, das mit ausgekämmt und auf diese Weise sichtbar wird.

Umfangreiche gute Informationen sowie praktische Hilfestellungen für eine effektive Flohbekämpfung sind auch unter www.esccap.de/parasiten/floehe/ veröffentlicht.


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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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