07.10.2010

Niereninsuffizienz ist eine bedeutende Krankheit bei Hund und Katze

In erster Linie produzieren Nieren Urin, mit dem Abbauprodukte des Körpers ausgeschieden werden. Gleichzeitig haben sie aber noch viele weitere Aufgaben im Stoffwechsel. Damit nehmen sie eine zentrale Stellung im Gesamtkreislaufgeschehen des Körpers ein. Nieren sind sehr stark durchblutet: Ein Viertel der Gesamtmenge des Blutes, das bei jedem Herzschlag das Herz verlässt, wird direkt zur Niere geleitet.

 

Nieren regulieren den Wasserhaushalt, das Gleichgewicht von Säuren und Basen sowie den Elektrolyt- und Mineralhaushalt im gesamten Körper. Darüber hinaus steuern sie die Abgabe von Hormonen, die Einfluss haben auf den Blutdruck, die Bildung roter Blutkörperchen und den Knochenstoffwechsel.

 

Krankheiten der Nieren

Nieren werden bei älteren Hunden und Katzen schwächer und damit anfälliger für Krankheiten, die ihrerseits weitreichende und lebensbedrohliche Folgen haben können. Grob unterteilt man Nierenerkrankungen in akute (=unmittelbare) und chronische (=stetig verlaufende) Formen. Anstatt von „Erkrankung“ spricht man bei der Niere auch von „Insuffizienz“, weil sie ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend (=suffizient) erfüllen kann.

 

Die akute Niereninsuffizienz (ANI) bezeichnet einen plötzlichen, teilweisen oder totalen, Ausfall der Nierenfunktion. Im Vergleich zur chronischen Niereninsuffizienz tritt diese Form der Nierenerkrankung wesentlich seltener auf, ist aber lebensgefährlich.

 

Ursachen und Verlauf der CNI

Sehr typisch für eine chronische Niereninsuffizienz (CNI) ist der schleichende Verlauf. Erst wenn bereits 65 – 70 Prozent der Nephrone zerstört sind, kommt es zu sichtbaren Auswirkungen. Nephrone sind in der Niere zuständig für die Filtration von Harn. Wenn der geschädigte Teil des Nierengewebes seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann, übernehmen die noch gesunden Anteile des Nierengewebes dessen Funktionen. Damit die gleiche Menge Blut in der entsprechenden Zeit wie durch eine gesunde Niere gereinigt werden kann, wird die Durchblutung der noch gesunden Nierenanteile gesteigert. Dies geschieht über eine Erhöhung des Blutdruckes. Das funktioniert jedoch nur im Anfangsstadium der Erkrankung, nach und nach überfordern die Mehrarbeit und der erhöhte Blutdruck auch das gesunde Nierengewebe und es kommt zu weiteren Überlastungserscheinungen. Dazu zählt beispielsweise die gestörte Phosphatausscheidung der kranken Niere. Kalzium- und Phosphatstoffwechsel werden hierdurch gestört. In letzter Konsequenz führt dies zu einer Entkalkung der Knochen und einer Verkalkung der Nieren, die das Absterben des Gewebes noch beschleunigt. Wichtig zu wissen ist, dass einmal abgestorbenes Nierengewebe nicht mehr ersetzt werden kann! Deswegen ist es so wichtig, diese Erkrankung früh zu erkennen.

 

Die CNI betrifft viele ältere Hunde und Katzen. Es wird geschätzt, dass mindestens 10 Prozent aller Katzen, die älter als sieben Jahre sind, davon betroffen sind. Bei Katzen über zehn Jahren steigt die Häufigkeit sogar auf ein Drittel. Aber auch rund 16 Prozent aller über achtjährigen Hunde sind betroffen. CNI gilt als die häufigste Todesursache bei Hunden und Katzen im Seniorenalter. Bei Hunden sind vor allem die Rassen Pudel, Berner Sennenhunde und Yorkshire Terrier, bei Katzen die Perserkatzen betroffen.

 

Woran kann man CNI erkennen?

Die CNI schreitet schleichend fort, Symptome sind nicht eindeutig erkennbar und ähneln häufig allgemeinen Beschwerden älter werdender Tiere. Dazu zählen beispielsweise erhöhter Durst, vermehrter Harnabsatz, verminderter Appetit, Übelkeit und Erbrechen, Gewichtsverlust, stumpfes Fell, Müdigkeit und sinkende Aktivität. Diese Veränderungen müssen nicht alle gleichzeitig eintreten oder treten bei allen Tieren gleich auf, haben aber eventuell auch verschiedene Ursachen.

 

Die CNI ist leider nicht heilbar. Bei einer rechtzeitigen Diagnose und einer darauf aufbauenden Therapie können das Fortschreiten der Krankheit jedoch verlangsamt und die Symptome gelindert werden. Nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Lebensqualität der Patienten lässt sich entscheidend verbessern.

 

Die Behandlung der CNI ist immer eine Langzeittherapie. Die Kontrolle der Phosphataufnahme mit Hilfe spezieller Nierendiäten und Phosphatbinder steht dabei im Mittelpunkt. Begleiterkrankungen wie der beschriebene Bluthochdruck, Erbrechen oder Anämie können durch entsprechende Medikamente gemildert werden.

 

Was kann der Tierhalter noch tun?

Besonders wichtig bei Tieren mit CNI ist die ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit. Die Unfähigkeit der Niere den Urin zu konzentrieren, verursacht Polyurie (= gesteigerte Urinmenge). Wird dieser Flüssigkeitsverlust nicht durch die Trinkwasseraufnahme ausgeglichen, kommt es zur Austrocknung, ein Zustand, der schnell lebensbedrohlich wird. Frisches Trinkwasser sollte für die Patienten deshalb immer verfügbar sein. Feuchtfutter ist besser als Trockenfutter. Auch Feuchtfutter kann noch mit zusätzlichem Wasser vermischt werden. Dieses wird jedoch besonders von Katzen häufig abgelehnt. Hier wird empfohlen, mehrere Wasserstellen an häufig besuchten Orten der Wohnung einzurichten. Auch das Aufstellen von Trinkwasserbrunnen kann die Aufnahmemenge erhöhen.