04.08.2010

Gesunde Zähne fördern das Wohlbefinden

Ein junges Kätzchen bekommt seine ersten Zähne im Alter von zwei bis drei Wochen. Bereits drei Monate später werden die 26 Milchzähne nach und nach durch die bleibenden Zähne ersetzt. Mit etwa sechs Monaten ist der Zahnwechsel abgeschlossen. Das bleibende Gebiss hat dann 30 Zähne. Typisch für fleischfressende Raubtiere sind die kräftigen Kiefermuskeln und die scharfen Zähne. Mit den stark ausgebildeten Reißzähnen (und deren an der Basis befindlichen Drucksensoren) können Fleisch und kleine Knochen zerkleinert werden. Zudem dienen die kleinen Eckzähne der Fellpflege.

Warum gesunde Zähne so wichtig sind
Ein tadelloses Gebiss ist nicht nur aus ästhetischen und hygienischen Gründen wünschenswert. Bekanntlich beginnt der Verdauungsprozess im Mund mit dem Aufnehmen, Zerkleinern und Einspeicheln der Nahrung. Deshalb ist ein funktionsfähiges Gebiss und eine gesunde Mundhöhle lebensnotwendig.

Im Maul leben jedoch viele Keime, hauptsächlich Bakterien und Protozoen, also winzige, einzellige Lebewesen. Diese Keime sind bereits bei jeder gesunden Katze anzutreffen und besiedeln Mundschleimhaut und Zähne. Man spricht auch von der sogenannten „Mundflora“. Mit dieser lebt die Katze normalerweise in friedlichem Einklang. Durch Selbstreinigung mittels Speichelfluss, Bewegungen der Zunge und der Backenschleimhaut, Abrieb durch Kauen und Nagen und durch körpereigene Abwehrmechanismen hält sie diese in Schach.

Wenn diese Mechanismen jedoch versagen, beginnen sich die Keime im Maul massenhaft zu vermehren. Der Bakterienrasen bildet Beläge an der Zahnoberfläche. Diese Ablagerungen – auch als Plaque bezeichnet - sind ein Filzwerk aus Keimen, Nahrungsresten, abgeschilferten Zellen, Speichelinhaltsstoffen usw. Vom Zahnfleischrand ausgehend, überziehen diese Beläge bald den ganzen Zahn und werden dabei immer dicker. Mineralsalze aus dem Speichel lagern sich ein. Durch die Bakterien in der Plaque und im Zahnstein entzündet sich das Zahnfleisch, sichtbar durch eine schmale aber deutliche Rötung (Gingivitis). Die Anzeichen dafür sind schlechter Atem, vermehrtes, teilweise blutiges Speicheln bis zur Verweigerung von festem Futter.

Damit beginnt ein Teufelskreis, es entwickelt sich zunächst eine Zahnfleischentzündung. Der Zahnstein drückt auf das Zahnfleisch und schiebt sich zwischen dieses und den Zahnhals. Es kommt zur Bildung von Taschen am Zahnfleischrand und zum Zahnfleischschwund, was das Eindringen von Bakterien in das Zahnfach ermöglicht. Dort setzen die Erreger ihr zerstörerisches Werk fort. Lockerung der Zähne, bakterielle Entzündungen und Zahnausfall sind das Ergebnis. Parodontale Erkrankungen können nachfolgend sogar Organe wie Herz, Leber und Nieren schädigen.

Karies kommt auch bei Katzen vor
Karies sind Löcher in den Zähnen, die durch Entkalkung des Zahnschmelzes entstehen. Karies bei der Katze ist meist die Folge von Zahnstein oder ständiger Fehlernährung mit Süßigkeiten. Zucker, der an den Zähnen kleben bleibt, wird von der Mundflora zu Säure verwandelt, die den Zahnschmelz gewissermaßen ausätzt. Über die entstehenden Löcher können ebenfalls wieder Bakterien in den Wurzelkanal gelangen und bakterielle Entzündungen hervorrufen. Da dies häufig nicht erkannt wird, kann letztendlich der Kieferknochen in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch eine Blutvergiftung ist nicht auszuschließen.

Diese Gefahr droht auch bei einem Zahnverlust. Bemerkt dies der Tierhalter, sollte er sofort mit der Katze zum Tierarzt gehen, weil schmerzhafte Entzündungen entstehen können. Beim Zahnverlust liegt der Wurzelkanal offen, krankheitserregende Bakterien haben freie Bahn ins Zahnfleisch. Dies kann zu Abszessen im Kieferknochen führen.

Zahnpflege - aber wie?
Zahnerkrankungen können das Wohlbefinden des Tieres wesentlich beeinträchtigen. Deshalb sollte die Mund- und Zahnhygiene zum Alltag einer Katze zählen. Mindestens einmal jährlich sollte das Tier zum Zahncheck beim Tierarzt vorgestellt werden.

Gerade bei Katzen können Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundhöhlenschleimhaut aber auch Zeichen einer ganz anderen Grunderkrankung sein. Durch die regelmäßige tierärztliche Untersuchung werden Erkrankungen der Mundhöhle frühzeitig erkannt. Diese Kontrollen lassen sich gut mit der jährlichen Schutzimpfung kombinieren. Der sich immer wieder neu bildende Zahnstein kann mit einem speziellen Instrumentarium problemlos entfernt werden. Dafür ist eine leichte Narkose erforderlich.

Mit der Zahnpflege beginnt man am besten im Welpenalter. Dann gewöhnt sich die Katze schnell an regelmäßige Berührungen am Kopf und am Maul. Wenn sie das problemlos toleriert, können dabei regelmäßig auch behutsam die Zähne berührt werden. Mit auf den Finger oder auf eine Fingerzahnbürste aufgetragener Katzenzahnpasta kann zunächst ein, später mehrere Zähne geputzt werden. In der Regel reicht das Bürsten der Zahnaußenseiten. Nur etwa 30 Sekunden tägliches Zähneputzen bringen einen enormen Nutzen für die Zahngesundheit. Zur Zahnfleischpflege stehen entsprechende Gels zur Verfügung.

Bei älteren Tieren, die das Zähneputzen nicht gewöhnt sind und dies deshalb nicht zulassen, sollte man den natürlichen Kautrieb für die tägliche Zahnpflege ausnutzen. Es gibt spezielle Kauröllchen, mit denen Zähne und Zahnfleisch mechanisch gereinigt werden. Darüber hinaus werden während des Kauens vermehrt natürliche Enzyme freigesetzt, die die Zähne zusätzlich von Zahnbelag befreien und so vor Zahnstein und Parodontose schützen können. Meist enthalten die Kauröllchen unterstützende wertvolle Milcheiweiße, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Sollte es dennoch einmal zu akuten, schweren Mundhöhlenentzündungen oder Zahnfachvereiterungen kommen, kann der Tierarzt diese mit speziell dafür zugelassenen Antibiotika behandeln.


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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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