10.01.2023

Die chronische Nierenerkrankung (CNE) ist eine ernstzunehmende Gefahr für Hund und Katze

In erster Linie haben die Nieren die Funktion Urin zu produzieren, mit dem Abbauprodukte des Körpers ausgeschieden werden. Gleichzeitig haben sie aber noch viele weitere Aufgaben. Sie regulieren den Wasserhaushalt, das Gleichgewicht von Säuren und Basen sowie den Elektrolyt- und Mineralhaushalt im gesamten Körper. Darüber hinaus steuern sie die Abgabe von Hormonen, die Einfluss haben auf den Blutdruck, die Bildung roter Blutkörperchen und den Knochenstoffwechsel.

Damit nehmen sie eine zentrale Stellung im Gesamtkreislauf- und Stoffwechselgeschehen des Körpers ein. Die Nieren sind sehr stark durchblutet: Ein Viertel der Gesamtmenge des Blutes, das bei jedem Schlag das Herz verlässt, wird direkt zur Niere geleitet.

Krankheiten der Nieren

Die Nieren werden bei älteren Hunden und Katzen schwächer und damit anfälliger für Krankheiten, die ihrerseits weitreichende und lebensbedrohliche Folgen haben können. Überschlägig unterteilt man Nierenerkrankungen in akute (= unmittelbare) und chronische (= stetig verlaufende) Formen. Anstatt von „Erkrankung“ spricht man bei der Niere auch von „Insuffizienz“, weil sie ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend (= suffizient) erfüllen kann.

Die akute Niereninsuffizienz (ANI) bezeichnet einen plötzlichen, teilweisen oder totalen, Ausfall der Nierenfunktion. Im Vergleich zur chronischen Verlaufsform tritt diese Form der Nierenerkrankung wesentlich seltener auf, ist aber lebensgefährlich.

Ursachen und Verlauf der CNE

Die chronische Nierenerkrankung (CNE) – auch unter der Bezeichnung chronische Niereninsuffizienz (CNI) bekannt – verläuft typischerweise schleichend. Erst wenn bereits 65 - 75 Prozent der Nephrone (Filterzellen) zerstört sind, kommt es zu sichtbaren Auswirkungen. Nephrone sind die kleinste Baueinheit der Niere und zuständig für die Filtration von Harn. Wenn der geschädigte Teil des Nierengewebes seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann, übernehmen die noch gesunden Anteile des Nierengewebes dessen Funktionen. Damit die gleiche Menge Blut in der entsprechenden Zeit wie durch eine gesunde Niere gereinigt werden kann, wird die Durchblutung der noch gesunden Nierenanteile gesteigert. Dies geschieht über eine Erhöhung des Blutdruckes. Das funktioniert jedoch nur im Anfangsstadium der Erkrankung. Nach und nach überfordern die Mehrarbeit und der erhöhte Blutdruck auch das gesunde Nierengewebe und es kommt zu weiteren Überlastungserscheinungen, die sowohl die Niere, aber auch das gesamte Tier beeinträchtigen. Wichtig zu wissen ist, dass einmal abgestorbenes Nierengewebe nicht mehr ersetzt werden kann! Deswegen ist es so wichtig, diese Erkrankung früh zu erkennen und zu behandeln.

Die CNE betrifft viele ältere Hunde und Katzen. Es wird geschätzt, dass bis zu 20 Prozent aller Katzen, die älter als sieben Jahre sind, davon betroffen sind. Bei Katzen über fünfzehn Jahren steigt die Häufigkeit sogar auf ein Drittel. Verschiedene Studien gehen zum Teil noch von deutlich höheren Zahlen aus. Aber auch rund sechs Prozent aller Hunde sind betroffen. CNE gilt als eine der häufigsten Todesursachen bei Hunden und Katzen im Seniorenalter.

Woran kann man CNE erkennen?

Die CNE schreitet schleichend fort. Symptome treten oft erst spät auf und sind meist nicht eindeutig zuzuordnen, da sie Beschwerden ähneln, wie sie auch bei anderen Erkrankungen älterer Tiere auftreten. Dazu zählen beispielsweise erhöhter Durst, vermehrter Harnabsatz, verminderter Appetit, Übelkeit und Erbrechen, Gewichtsverlust, stumpfes Fell, Müdigkeit und sinkende Aktivität. Diese Veränderungen müssen nicht alle gleichzeitig eintreten oder treten bei allen Tieren gleich auf, haben aber eventuell auch verschiedene Ursachen. Wenn diese Symptome auftreten, ist die Krankheit aber bereits weit fortgeschritten. Daher wird vor allem für ältere Katzen ab dem 7. Lebensjahr eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung mittels Blut- und Urintests empfohlen. Neue Tests ermöglichen heute eine frühzeitige Erkennung der CNE. Auch die regelmäßige Blutdruckmessung bei älteren Katzen kann helfen, erste Anzeichen einer Nierenerkrankung früh zu erkennen. Nach neueren Studien kann ein Gewichtsverlust ein erster früher Hinweis auf eine beginnende Nierenerkrankung sein. Das Gewicht des Tieres sollte daher regelmäßig kontrolliert werden. In aktuellen Studien wird auch berichtet, dass die Kotabsatzfrequenz sinkt. So ließen mehr als 40 Prozent der nierenkranken Katzen häufiger auch schon mal einen Tag aus, bei nierengesunden Katzen traf dies nur auf 15 Prozent der Tiere zu. Auch dies könnte also ein Hinweis sein, den Gesundheitszustand der Katze überprüfen zu lassen.

Die CNE ist leider nicht heilbar. Bei einer rechtzeitigen Diagnose und einer darauf aufbauenden Therapie können das Fortschreiten der Krankheit jedoch verlangsamt und die Lebensqualität bestmöglich erhalten werden. Die Behandlung der CNE ist immer eine Langzeittherapie. Hierbei kommt es darauf an, die verschiedenen Aspekte der Erkrankung zu bekämpfen und an mehreren Punkten anzusetzen. Dies beinhaltet immer und an möglichst vielen Plätzen Wasser zur Verfügung zu stellen, die Ernährung auf spezielle Nierendiäten und ggf. Phosphatbinder umzustellen und mit Medikamenten zu behandeln.

Ein wesentlicher Aspekt der Therapie ist die diätetische Fütterung. Nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Lebensqualität der Patienten lässt sich mit Hilfe einer Nierendiät entscheidend verbessern. Wichtig ist der Einsatz von Proteinen höchster biologischer Wertigkeit, weil diese wesentlichen Einfluss auf die Phosphoraufnahme haben. Die Rolle von Phosphor bei der Entstehung einer eingeschränkten Nierenfunktion von Hunden und Katzen ist bereits seit vielen Jahren bekannt, und eine Beschränkung der Phosphoraufnahme über das Futter führt nachweislich zu einer Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung. Neuere Studien weisen darauf hin, dass auch erhöhte Gehalte an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien positive Effekte auf den Verlauf der Erkrankung haben. Zudem können über spezifische Futterzusätze Vorstufen toxischer Abbauprodukte im Darm gebunden und deren Ausscheidung so unterstützt werden. Wie in der Diagnostik und Therapie gibt es auch bei der Fütterung immer wieder neue Erkenntnisse, eine Diät sollte also unbedingt mit dem Tierarzt abgesprochen und ggf. im Verlauf der Erkrankung angepasst werden.

Ein weiterer zu beachtender Aspekt in der Therapie ist die Ausscheidung von Eiweiß über den Urin. Nierenkranke Katzen mit erhöhtem Eiweißverlust über den Urin haben deutlich kürzere Überlebenszeiten. Die Behandlung dieses Eiweißverlustes und der Schutz des noch intakten Nierengewebes erfolgt mit geeigneten Medikamenten. Begleiterkrankungen wie der beschriebene Bluthochdruck, Erbrechen oder Anämie können ebenfalls durch entsprechende Medikamente gemildert werden.

Was kann der Tierhalter noch tun?

Besonders wichtig bei Tieren mit CNE ist die ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit. Die Unfähigkeit der Niere den Urin zu konzentrieren, verursacht Polyurie (= gesteigerte Urinmenge). Der Flüssigkeitsverlust muss durch vermehrtes Trinken ausgeglichen werden, sonst kommt es schnell zur Dehydrierung. Frisches Trinkwasser sollte für die Patienten deshalb immer verfügbar sein, am besten in Form von mehreren Wasserstellen an häufig besuchten Orten der Wohnung. Geeignet ist auch ein Trinkwasserbrunnen. Das Futter kann mit zusätzlichem Wasser vermischt werden.


Abdruck

Abdruck Text und Foto
(nur in Verbindung mit dieser Meldung)
honorarfrei bei Quellenangabe.

Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

BfT Abo Service

Sobald es neue Inhalte in diesem Bereich gibt,
können wir Sie per E-Mail benachrichtigen.
Hier können Sie sich anmelden.