02.02.2022

Hintergrundinformationen Zecken

Zecken sind keine Insekten, sondern gehören zu den Spinnentieren. Das erkennt man an den typischen vier Beinpaaren der erwachsenen Parasiten. Zecken ernähren sich von Blut. Sie nutzen zum Blutsaugen stechende Mundwerkzeuge und einen mit Widerhaken besetzten Saugrüssel, der in die Haut des Wirtstieres eingebohrt wird. Zecken saugen nicht nur Blut, sondern übertragen dabei auch gefährliche Krankheitserreger.

Die häufigste in Deutschland vorkommende Zeckenart ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Daneben spielen regional unterschiedlich weitere Arten eine Rolle, beispielsweise die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Diese kommt in warmen Gegenden vor und kann bei Reisen eingeschleppt werden. In beheizten Räumen bleiben sie dann lebensfähig und können auch den Winter überstehen. Auch die zu den Buntzecken gehörende Auwald- oder Wiesenzecke (Dermacentor reticulatus) kommt in unseren Breiten immer häufiger vor und ist mittlerweile in ganz Deutschland anzutreffen. Selbst auf der Insel Sylt wurden Exemplare gefunden.

Der Gemeine Holzbock

Holzböcke befallen als Parasiten nahezu alle Haus- und Wildsäugetiere und auch den Menschen. Die erwachsenen Männchen sind nur 2,2 - 2,6 mm groß, die Weibchen dagegen 3-4 mm, vollgesogen bis zu 11 mm. Ihre Farbe ist rotbraun bis blaugrau. Der Zyklus vom Ei bis zum erwachsenen Holzbock dauert zwischen 1,5 und 3 Jahren.

Die Entwicklung hängt weitgehend von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab; die optimalen Temperaturwerte liegen zwischen 17° und 20°C, die durchschnittlich erforderliche relative Luftfeuchtigkeit beträgt zwischen 80 % und 95 %. Daher bestehen typische jahreszeitliche Schwankungen des Vorkommens, der Entwicklung, der Aktivität und der Überlebensfähigkeit der Zecken.

In der Regel gibt es zwei Höhepunkte der Zeckenplage, im Frühjahr und im Herbst. Ein mildes Frühjahr und ein warmer Herbst verlängern die Aktivität des Gemeinen Holzbocks und begünstigen seine Vermehrung, ein langer Winter und ein kaltes Frühjahr ebenso wie ein heißer, trockener Sommer wirken dagegen hemmend.

Die Braune Hundezecke

Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) ist weltweit wohl die am häufigsten verbreitete Zeckenart. Die Männchen sind 2,7 - 3,5 mm groß, die Weibchen 3-4 mm, vollgesogen bis zu 11 mm. Der Körper ist birnenförmig und rotbraun mit gelbbraunen Beinen. Die Braune Hundezecke kann trotz ihres Namens auch Katzen und den Menschen befallen.

Die Braune Hundezecke benötigt in der Regel wesentlich weniger Zeit für den gesamten Zyklus als der Gemeine Holzbock. Bei geeigneten Bedingungen ist die Entwicklung bis zum eiablegenden Weibchen innerhalb eines Jahres abgeschlossen. Es kommt daher nach rasanter Vermehrung sehr häufig zu einem Massenbefall.

Die Braune Hundezecke kann in unseren Breiten normalerweise nicht überwintern. Die kritische Temperatur für die Entwicklung beträgt 10°C, so dass in warmen Gebieten und beheizten Räumen gute Entwicklungsmöglichkeiten gegeben sind. Dort wird diese Zeckenart aufgrund der schnellen Vermehrung immer häufiger zu einem echten Problem.

Die Auwald- oder Wiesenzecke

Diese Zeckenart kommt vorwiegend in den Übergangsbereichen zwischen Wäldern und Flussufern oder Grasflächen vor. Man findet sie aber auch auf Wiesen, Brachflächen oder Grünstreifen mit höherem Aufwuchs. Daher wird heute eher der Name Wiesenzecke verwendet. Sie trägt ein Rückenschild, das bei den Männchen ganz und bei den weiblichen Zecken teilweise beige/schwarz/braun marmoriert (‚bunt') ist. Mit einer Länge von 3,5 bis 6 mm (im ungesogenen Zustand) sind sie etwas größer als der Gemeine Holzbock. Die Auwald- oder Wiesenzecke tritt auch noch bei Temperaturen um 4 Grad Celsius auf und lässt sich selbst durch nächtlichen Bodenfrost nicht abhalten. Der erste Aktivitätsgipfel liegt im März/April, ein zweiter Aktivitätsgipfel ist im September/Oktober zu verzeichnen. Die Auwald- oder Wiesenzecke ist vor allem gefürchtet als Überträger von Blutparasiten, den Babesien. Nach neueren Studien kann sie auch das FSME Virus übertragen.

Die Hyalomma-Zecke

Im Jahr 2018 wurden erstmals tropische Zeckenarten der Gattung Hyalomma in Deutschland gesichtet. Die Zecken können sich aktiv auf ihren Wirt zubewegen und legen dabei eine Strecke von bis zu 100 Metern zurück. Auch der Mensch ist ein potenzieller Wirt der Tiere. Larven und Nymphen dagegen sind vor allem an Vögeln und Kleinsäugetieren zu finden. Sie benutzen das gleiche Tier zum Blutsaugen und bleiben bis zu 28 Tage auf ihrem Wirt und können so mit Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt werden. Die tropische Zecke befällt vornehmlich größere Wirtstiere wie Pferde oder Schafe.

Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes sind ursprünglich in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas beheimatet. In Mittel- und Nordeuropa kamen sie bisher nicht vor. Mit ihren gestreiften Beinen sind sie eine auffällige Erscheinung, viel größer als der Gemeine Holzbock, und sie tragen ein völlig anderes Pathogenspektrum als dieser. Im eurasischen Raum gelten beide Arten als wichtige Überträger des Virus, das das Hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber verursacht und des Alkhumra-Virus, den Erreger des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers. Auch das Bakterium Rickettsia aeschlimannii, das eine Form des Zecken-Fleckfiebers beim Menschen auslöst, kann durch diese Zecken übertragen werden. Daneben sind sie wichtige Überträger tropischer Erkrankungen der Nutztiere.

Der Weg der Zecken

Zur Wirtssuche erklettern die Nymphen und erwachsenen Zecken Gräser und Büsche bis etwa 1,5 m Höhe. Mit einem speziellen Organ, das im vorderen Beinpaar sitzt (so genanntes Hallersches Organ) erkennen sie ihren Wirt an dessen Kohlendioxidausstoß (Ausatemluft) und Körperwärme. Streift nun ein Wirtstier vorbei, klammern sie sich blitzartig an diesem fest und suchen anschließend zum Ansaugen geeignete Hautregionen auf, meist an Hals, Ohren und Kopf sowie Schenkel- und Achselhöhlen, wo die Haut besonders dünn ist. Dort bohren sie sich in die Haut ein. Der von den Zecken abgegebene Speichel enthält Enzyme, die das Gewebe auflösen. Dadurch entsteht unter der Haut eine Kaverne, die sich mit Blut füllt. Zur Ernährung saugt die Zecke Flüssigkeit aus der Kaverne und dickt sie ein.

Die Gefahr von Krankheiten

An der Stelle des Befalls kann heftiger Juckreiz und eine Schwellung auftreten, die aber häufig ohne weitere Folgen wieder abklingt. Bei stärkerem Befall können die Wirtstiere aber erheblich unter dem Zeckenbefall leiden, insbesondere wenn die Zecken an Stellen sitzen, wo sie nicht selbst durch Herauskratzen oder -beißen entfernt werden können, z.B. in der Nähe der Augen oder an der Vorderbrust. Besonders bei der Braunen Hundezecke darf auch der Blutverlust bei einem Massenbefall nicht unterschätzt werden. Ein adultes (ausgewachsenes) Weibchen saugt beispielsweise täglich bis zu einem halben Milliliter Blut.

Zecken übertragen für Mensch und Tier gefährliche Krankheitserreger, z.B. die Borreliose-Bakterien, die Gelenkentzündungen verursachen. Vor allem in Mittelmeerländern spielen außerdem noch die durch Blutparasiten hervorgerufene Babesiose und Ehrlichiose als zeckenübertragene Infektionen eine Rolle. Mit dem zunehmenden Vorkommen der als Überträger dienenden Zeckenarten auch in Deutschland können diese Krankheiten auch hier heimisch werden. So wurde die Babesiose zuletzt in Berlin-Brandenburg und Norddeutschland zunehmend nachgewiesen, auch bei Hunden, die nie im Ausland waren.

Erreger der Babesiose ist der Blutparasit Babesia canis, der die roten Blutkörperchen befällt. Akute Symptome sind hohes Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitverlust. Im weiteren Verlauf kann es zu Durchfällen, blutigem Urin, Erbrechen, akutem Nierenversagen, neurologischen Symptomen und Atembeschwerden kommen.

Bei der Ehrlichiose befallen Bakterien die weißen Blutkörperchen und werden während der Blutmahlzeit der Zecke von ihr aufgenommen und dann weiter übertragen. Hauptsymptome der Erkrankung sind Fieber, Apathie, neurologische Symptome, Lahmheiten, geschwollene Gelenke, Gewichts- und Appetitverlust.

Für den Menschen besonders gefährlich

Der Gemeine Holzbock gilt als der Überträger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Es wurden jedoch auch schon Auwald- oder Wiesenzecken gefunden, in denen das FSME Virus nachgewiesen wurde, obwohl sie bisher nicht als Überträger galten.

Aktuell sind in Deutschland 169 FSME Risikogebiete ausgewiesen. Verbreitet ist die FSME nach wie vor vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen. Neu dazugekommen sind im Jahr 2021 5 Risikogebiete: je 1 in Bayern (Landkreis Dillingen a. d. Donau), Hessen (Landkreis Fulda), Sachsen (Landkreis Mittelsachsen), Sachsen-Anhalt (Stadtkreis Dessau-Roßlau) und Thüringen (Landkreis Weimarer Land. FSME Erkrankungen treten aber auch in Bundesländern auf, die nicht als Risikogebiet gelten. Lediglich in Bremen und Hamburg wurden bislang keine FSME-Erkrankungen registriert.

Das Robert Koch-Institut informiert auf seiner Webseite zu den aktuellen Daten und gibt Antworten auf häufig gestellte Fragen .

Weitere ausführliche Information unter

http://www.esccap.de/parasiten/zecken/

Ziel von ESCCAP ist es, fundierte Informationen zur Verfügung zu stellen, die helfen, Hunde und Katzen - aber auch den Menschen (Zoonosen) - vor einem Befall mit Parasiten und dessen Folgen zu schützen.

Zecken

Zecken sind Parasiten, die auf Hund und Katze gehen, dort einige Zeit herumkrabbeln, an geeigneter Stelle durch die Haut stechen und vorübergehend Blut saugen.

Ansteckungsgefahr

Hunde und Katzen stecken sich mit Zecken bei Aufenthalten im Freien an. Auf Gräsern und in Gebüschen finden sich Zeckenstadien, die von Hund und Katze abgestreift werden.

Schäden durch Zeckenbefall

Der Schutz vor Zecken dient vor allem dem Schutz vor einer Übertragung gefährlicher Krankheiten und deren teils verheerenden Folgen!

Erkennen von Zeckenbefall

Einen Zeckenbefall stellt man fest, indem man Zecken auf dem Tier sucht und findet. Die Zecken können überall am Körper des Wirtstieres gefunden werden.

Zeckenbekämpfung

Werden Zecken auf einem Tier entdeckt, sollten diese umgehend entfernt werden, um eine mögliche Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern.

Vorbeugemaßnahmen

Die zu treffenden Vorbeugemaßnahmen sind davon abhängig, welcher Risikogruppe ein Tier zugeordnet werden muss. Ein ganzjähriger Zeckenschutz ist in der Regel empfehlenswert.


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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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