01.03.2023

Hintergrundinformationen Zecken

Zecken gehören nicht – wie häufig angenommen – zu den Insekten, sondern mit ihren typischen vier Beinpaaren als erwachsene Parasiten zur Klasse der Spinnentiere. Zecken ernähren sich von Blut. Sie nutzen zum Blutsaugen stechende Mundwerkzeuge und einen mit Widerhaken besetzten Saugrüssel, der in die Haut des Wirtstieres eingebohrt wird. Zecken können beim Blutsaugen gefährliche Krankheitserreger übertragen.

Die häufigste in Deutschland vorkommende Zeckenart ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Daneben spielen regional unterschiedlich weitere Arten eine Rolle bspw. die zu den Buntzecken gehörende Auwald- oder Wiesenzecke (Dermacentor reticulatus). Sie kommt in unseren Breiten immer häufiger vor und ist mittlerweile in ganz Deutschland anzutreffen. Selbst auf der Insel Sylt wurden Exemplare gefunden.

Daneben kann in sehr seltenen Fällen die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) vereinzelt als Reisemitbringsel angetroffen werden. Diese kommt eigentlich in warmen Mittelmeergegenden vor und kann von Reisen aber bisweilen versehentlich mitgebracht werden. In beheizten Räumen bleibt sie dann auch bei uns lebensfähig und kann so auch den Winter überstehen.

Der Gemeine Holzbock

Holzböcke befallen als Parasiten nahezu alle Haus- und Wildsäugetiere und auch den Menschen. Die erwachsenen Männchen sind nur 2,2 - 2,6 mm groß, die Weibchen messen dagegen 3 - 4 mm, vollgesogen bis zu 11 mm. Ihre Farbe variiert von rotbraun bis blaugrau. Der Entwicklungszyklus vom Ei bis zum erwachsenen Holzbock dauert zwischen 1,5 und 3 Jahren.

Die Entwicklung hängt neben den aufgenommenen Blutmahlzeiten unter anderem auch von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit in der Umgebung ab; die für Zecken optimalen Temperaturwerte liegen zwischen 17° und 20°C, die bevorzugte relative Luftfeuchtigkeit beträgt zwischen 80 % und 95 %. Aufgrund der typischen jahreszeitlichen Schwankungen in Umgebungstemperatur und -luftfeuchtigkeit bestehen ebenfalls Schwankungen im Vorkommen bzw. der Aktivität der Zecken.

In der Regel gibt es daher zwei zu beobachtende Höhepunkte der „Zeckenplage“, einen im Frühjahr und einen weiteren im Herbst. Ein mildes Frühjahr und ein warmer Herbst verlängern die Aktivität des Gemeinen Holzbocks und begünstigen seine Vermehrung. Ab ca. 7°C wird der Gemeine Holzbock aktiv, ein langer Winter und ein kaltes Frühjahr ebenso wie ein heißer, trockener Sommer wirken sich negativ auf seine Aktivität aus.

Die Braune Hundezecke

Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) ist in wärmeren Regionen weltweit eine sehr häufige und verbreitete Zeckenart. Die Männchen sind 2,7 - 3,5 mm groß, die Weibchen 3 - 4 mm, vollgesogen bis zu 11 mm. Der Körper ist birnenförmig und rotbraun mit gelbbraunen Beinen. Die Braune Hundezecke kann trotz ihres Namens auch Katzen und den Menschen befallen.

Die Braune Hundezecke benötigt in der Regel wesentlich weniger Zeit für ihren gesamten Entwicklungszyklus als der Gemeine Holzbock. Unter geeigneten Bedingungen kann die Entwicklung bis zum eiablegenden Weibchen innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden, so dass nach rasanter Vermehrung ggf. Massenbefall auftreten kann.

Die Braune Hundezecke kann in unseren Breiten normalerweise nicht überwintern. Die kritische Temperatur für ihre Entwicklung beträgt 10°C, so dass in warmen Gebieten und beheizten Räumen gute Entwicklungsmöglichkeiten gegeben sind. Dort kann diese Zeckenart aufgrund der schnellen Vermehrung problematisch werden.

Die Auwald- oder Wiesenzecke

Diese Zeckenart kommt entgegen ihrer Bezeichnung als Auwaldzecke nicht nur in den Übergangsbereichen zwischen Wäldern und Flussufern oder Grasflächen vor. Man findet sie auch auf Wiesen, Brachflächen oder Grünstreifen mit höherem Aufwuchs. Daher wird heute eher der Name Wiesenzecke verwendet. Sie trägt einen Rückenschild, welcher beige/schwarz/braun marmoriert (‚bunt') ist und bei den Männchen über den gesamten Körper ragt, bei den weiblichen Zecken wird der Körper nur teilweise davon bedeckt. Mit einer Länge von 3,5 bis 6 mm (im ungesogenen Zustand) sind sie etwas größer als der Gemeine Holzbock. Die Auwald- oder Wiesenzecke ist kältetoleranter als der Holzbock und kann auch noch bei Temperaturen um 4 Grad Celsius bzw. nächtlichen Bodenfrost aktiv sein. Der erste Aktivitätsgipfel liegt im März/April, ein zweiter, meist höherer Aktivitätsgipfel ist im September/Oktober zu verzeichnen. Die Auwald- oder Wiesenzecke ist vor allem gefürchtet als wichtiger Überträger von Blutparasiten auf Hunde, den Babesien. Nach neueren Studien kann sie auch das FSME-Virus übertragen.

Die Hyalomma-Zecke

Im Jahr 2018 wurden überraschend häufig tropische Zeckenarten der Gattung Hyalomma in Deutschland gesichtet. Die Zecken sind sehr groß, haben braun-gelb gestreifte Beine und können sich aktiv auf ihren Wirt zubewegen. Sie legen dabei Strecken von bis zu 100 Metern zurück. Die tropische Zecke befällt vornehmlich größere Wirtstiere wie Pferde oder Schafe. Auch der Mensch ist ein potenzieller Wirt für die Parasiten. Larven und Nymphen dagegen sind vor allem an Vögeln und Kleinsäugetieren zu finden. Sie bleiben bis zu 28 Tage auf ihrem Wirt und können so mit Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt werden.

Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes sind ursprünglich in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas beheimatet. In Mittel- und Nordeuropa wurden sie sporadisch nachgewiesen, kommen hier aber nicht regelmäßig vor. Mit ihren gestreiften Beinen sind sie eine auffällige Erscheinung, viel größer als der Gemeine Holzbock, und sie tragen ein völlig anderes Pathogenspektrum als dieser. Im eurasischen Raum gelten beide Arten als wichtige Überträger des Virus, das das Hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber verursacht und des Alkhumra-Virus, den Erreger des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers. Auch das Bakterium Rickettsia aeschlimannii, das eine Form des Zecken-Fleckfiebers beim Menschen auslöst, kann durch diese Zecken übertragen werden. Daneben sind sie wichtige Überträger tropischer Erkrankungen der Nutztiere.

Der Weg der Zecken

Zur Wirtssuche erklimmen die Nymphen und erwachsenen Zecken Gräser und Büsche bis etwa in 1,5 m Höhe. Mit einem speziellen Organ, das am vorderen Beinpaar sitzt (so genanntes Hallersches Organ) nehmen sie ihre Wirte u.a. über deren Kohlendioxidausstoß (Ausatemluft) und Körperwärme wahr. Streift nun ein Wirtstier dicht an der Zecke vorbei, klammert sie sich an diesem fest und sucht anschließend eine geeignete Hautregion für ihre Blutmahlzeit auf. Bevorzugte Regionen bei Hunden sind dafür meist der Hals, Ohren und Kopf sowie Schenkel- und Achselhöhlen, wo die Haut besonders dünn ist. Dort bohren sie ihren Stechrüssel in die Haut ein. Der von den Zecken abgegebene Speichel enthält Enzyme, die u.a. gerinnungshemmend und schmerzstillend wirken. Um die Einstichstelle herum entsteht unter der Haut eine Einblutung bzw. Kaverne, die sich mit Blut füllt. Die Zecke saugt die einsickernde Flüssigkeit aus der Kaverne auf und regurgitiert während ihrer Blutmahlzeit Teile der Flüssigkeit zurück in den Stichkanal. Hierüber können auch Krankheitserreger auf den Wirt übertragen werden.

Die Gefahr von Krankheiten

An der Anheftungsstelle können ggf. Juckreiz, Rötungen und auch Schwellungen auftreten, die meist aber ohne weitere gesundheitliche Folgen wieder abklingen. Bei stärkerem Zeckenbefall können die Wirtstiere jedoch auch deutlicher beeinträchtigt sein. Dies trifft insbesondere zu, wenn die Zecken an für den Wirt schlecht zugänglichen Stellen sitzen und nicht selbst durch Herauskratzen oder -beißen entfernt werden können, z.B. in der Nähe der Augen, in der Ohrmuschel, im Zwischenzehenbereich oder an der Vorderbrust. Bei einem Massenbefall mit der Braunen Hundezecke kann auch Blutverlust eine Rolle spielen. Ein adultes (ausgewachsenes) Weibchen saugt täglich bis zu einem halben Milliliter Blut.

Zecken übertragen für Menschen und Tiere gefährliche Krankheitserreger, z.B. die bakteriellen Erreger der Borreliose, die insbesondere bei Menschen Gelenkentzündungen verursachen. Vor allem in Mittelmeerländern spielen außerdem noch die durch Blutparasiten hervorgerufene Babesiose und Ehrlichiose als zeckenübertragene Infektionen eine Rolle. Mit wachsender Ausbreitung bestimmter als Überträger dienenden Zeckenarten auch nach Deutschland können diese Krankheiten auch hier übertragen werden. So wurde die Babesiose zuletzt in Berlin-Brandenburg und Norddeutschland zunehmend nachgewiesen, auch bei Hunden, die nie im Ausland waren.

Erreger der Babesiose ist der Blutparasit Babesia canis, der die roten Blutkörperchen befällt. Akute Symptome sind hohes Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitverlust. Im weiteren Verlauf kann es zu Durchfällen, blutigem Urin, Erbrechen, akutem Nierenversagen, neurologischen Symptomen und Atembeschwerden kommen.

Bei der Ehrlichiose befallen Bakterien weiße Blutkörperchen des Hundes.  Saugt eine Zecke an einem infizierten Hund Blut, kann sie den Erreger bei der nächsten Blutmahlzeit anschließend auf andere Hunde weiter übertragen. Symptome der Erkrankung sind u.a. Fieber, Apathie, neurologische Symptome, Lahmheiten, geschwollene Gelenke, Gewichts- und Appetitverlust.

Für den Menschen besonders gefährlich

Der Gemeine Holzbock ist Überträger des Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME-Virus). Es wurden jedoch auch schon Auwald- oder Wiesenzecken gefunden, in denen das FSME-Virus nachgewiesen wurde, obwohl sie bisher nicht als Überträger galten.

Aktuell sind in Deutschland 175 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen. Verbreitet ist die FSME unverändert vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen. Neu dazugekommen sind im Jahr 2022 6 Risikogebiete: Erstmalig in Brandenburg wurden drei Kreise Risikogebiet (LK Oberspreewald-Lausitz, LK Oder-Spree und LK Spree-Neiße), erstmalig in Nordrhein-Westfalen wurde der Stadtkreis (SK) Solingen Risikogebiet und in Sachsen kamen zwei Kreise hinzu (SK Chemnitz und LK Görlitz). FSME-Erkrankungen treten vereinzelt aber auch in Bundesländern auf, die nicht als Risikogebiet gelten. Lediglich in Bremen und Hamburg wurden bislang keine FSME-Erkrankungen registriert. Das Robert Koch-Institut informiert auf seiner Webseite zu den aktuellen Daten und gibt Antworten auf häufig gestellte Fragen .

Weitere ausführliche Information unter

http://www.esccap.de/parasiten/zecken/

Ziel von ESCCAP ist es, fundierte Informationen zur Verfügung zu stellen, die helfen, Hunde und Katzen - aber auch den Menschen (Zoonosen) - vor einem Befall mit Parasiten und dessen Folgen zu schützen.

Zecken

Zecken sind Parasiten, die auf ihren Wirten, bspw. Hunden und Katzen eine geeignete Stichstelle aufsuchen, durch die Haut stechen und dort angeheftet über Stunden bis Tage Blut saugen.

Risiko für Zeckenbefall

Zecken gehen auf Hunde und Katzen bei Aufenthalten im Freien über. Auf Gräsern und in Gebüschen finden sich Zeckenstadien, die von Hund und Katze abgestreift werden.

Erkennen von Zeckenbefall

Zeckenbefall kann man durch Absuchen und ggf. Abtasten des Tieres im Fell bzw. auf der Haut feststellen. Die Zecken können überall am Körper des Wirtstieres gefunden werden.

Schutz vor Zeckenbefall

Der Schutz vor Zecken dient vor allem dem Schutz vor einer Übertragung gefährlicher Krankheitserreger und deren teils verheerenden Folgen!

Zeckenbekämpfung

Werden Zecken auf einem Tier entdeckt, sollten diese umgehend entfernt werden, um frühzeitig eine mögliche Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern.

Vorbeugemaßnahmen

Geeignete Vorbeugemaßnahmen, etwa durch Anwendung abwehrender und abtötender Präparate, sollten entsprechend des Befallsrisikos für das Tier mit dem Tierarzt besprochen werden. Ein ganzjähriger Zeckenschutz ist in der Regel empfehlenswert.


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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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