18.07.2011

Ohrenerkrankung bei Hund und Katze

Entsprechend dem Aufbau des Ohrs macht es Sinn, die Erkrankungen des Ohrs in Außenohr-, Mittelohr- und Innenohrkrankheiten einzuteilen. Auf der anderen Seite ist das Ohr ein Ganzes, und Krankheiten des äußeren Ohrs können auf das Mittelohr und/oder das Innenohr übergreifen und umgekehrt. Die häufigste Ohrerkrankung bei Hund und Katze ist jedoch die Otitis externa (in Folge O.e. genannt) - eine Entzündung des äußeren Gehörgangs. Umgangssprachlich spricht man auch von Ohrenzwang. Das Krankheitsbild der O.e. wird der Dermatologie zugeordnet. Sie ist eine Erkrankung mit hohem Leidensdruck für die Tiere, da sie stets mit Schmerzen verbunden ist.

Symptome der O.e. sind übler Geruch aus dem Ohr, ständiges Kopfschütteln und - vor allem bei Katzen - Kratzen sowie Kratzspuren am Ohr. Hunde sind von der O.e. häufiger betroffen als Katzen. Je nach Quelle liegt der Anteil bei Hunden zwischen 15 und 20 Prozent, bei Katzen zwischen fünf und sieben Prozent.

Wie entsteht die Otitis externa?
Man unterscheidet ursächliche (primäre), prädisponierende und aufrechterhaltende (sekundäre) Faktoren. Die Literatur spricht darüber hinaus noch von perpetuierenden Faktoren, die zwar keine Otitis auslösen, aber deren Heilung verhindern. Sie sind vor allem im chronischen Entzündungsstadium von Bedeutung und müssen je nach Diagnose in eine Behandlung mit einbezogen werden.

Primäre Ursachen für eine Entzündung des Außenohrs können beispielsweise Parasiten, meist Milben, Allergien, am häufigsten die atopische Dermatitis und die Futtermittelallergie, sowie Fremdkörper im äußeren Gehörgang sein. Ohrmilben sind bei Katzen die häufigste Ursache für die O.e., bei Hunden seltener, dafür aber verstärkt im Welpenalter. Milben rufen im Ohr eine allergische Reaktion hervor, schon wenige Milben können eine Entzündung auslösen.

Prädisponierende Faktoren unterstützen die Entstehung und den Verlauf einer Ohrerkrankung. Starke Behaarung im Ohr ist solch ein Faktor. Betroffen sind beispielsweise Pudel, drahthaarige Terrier und Schnauzer. Auch Hunde mit einer Ohrstellung, die das Ansammeln von Ohrenschmalz (Cerumen) begünstigt, leiden häufiger unter der O.e. Dazu zählen unter anderem Jagdhunde, Bassets oder Terrier. Anatomische Verhältnisse, die Ohrenprobleme fördern, finden sich außerdem bei Schäferhunden, Terriern, Neufundländern, Münsterländern, Sennenhunden oder Bernhardinern. Der Cocker Spaniel vereint all diese Besonderheiten und ist damit am meisten betroffen. Gleiches gilt für Katzen, sehr anfällig ist die Abessinierkatze, allgemein anfällig sind aber auch hier die langhaarigen Rassen. Auch die übertriebene, beziehungsweise falsche Ohrpflege mit Wattestäbchen gehört in die Kategorie der prädisponierenden Faktoren.

Aufrechterhaltende Faktoren verschlimmern den Entzündungsverlauf. Ist die natürliche Immunabwehr eines entzündeten Ohres erst einmal gestört, können sich Bakterien, Pilze oder Hefen, die eigentlich zu den normalen Bewohnern des Ohres zählen, ungehemmt vermehren. Das Ohr reagiert darauf mit verstärkter Sekretion von Ohrenschmalz, der durch die bakterielle Zersetzung zu unangenehmen Geruch führt. Weiterhin kann es zu Wucherungen der Ohrinnenhaut kommen, die letztendlich zum völligen Verschluss der Ohröffnung führen können. Nun drücken Eiter und Ohrenschmalz auf das Trommelfell, im schlimmsten Fall reißt dieses. Damit ist der Weg frei und die Entzündung kann sich auf das Mittel- und Innenohr ausbreiten. Ist erst einmal das Innenohr betroffen, führt dies zu schweren Erkrankungen mit Fieber und Gleichgewichtsstörungen.

Früh behandeln
Die Behandlung einer O.e. ist unbedingt notwendig, damit es nicht zu weitreichenden Erkrankungen bei Hund und Katze kommt. Es gilt die Devise: Je früher, desto besser. Im akuten Anfangsstadium ist die Behandlung auch viel einfacher und erfolgversprechender. Wird die Entzündung jedoch nicht bemerkt oder nicht konsequent genug behandelt, so kann sie über Jahre bestehen bleiben und einen chronischen Verlauf nehmen. Die Behandlung einer chronischen Entzündung ist langwierig, oft schwierig und manchmal nur unter Narkose möglich. Gegebenenfalls kann nur noch eine Operation, bei der der ganze äußere Gehörgang freigelegt wird, dem Tier Erleichterung verschaffen.

Dem Tierarzt steht eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Zu Beginn einer Therapie ist eine vorsichtige und gründliche Reinigung des Gehörgangs wichtig. Ohrgangsspülungen beseitigen Entzündungssekrete und Ohrenschmalz. Sie entziehen damit den Krankheitserregern (Bakterien, Pilze, Hefen etc.) den Nährboden. Die gelösten Beläge lassen sich mit Wattetupfern (niemals mit Wattestäbchen) entfernen. Anschließend wird eine Ohrsalbe eingebracht, die ein Antibiotikum und einen Wirkstoff gegen Pilze enthält. Ein Anteil an Cortison lindert Juckreiz und Schmerzen und bringt die entzündlichen Erscheinungen zum Abklingen. Sind Milben vorhanden, wählt der Tierarzt ein Medikament, das zusätzlich ein Akarizid enthält. Bei schweren, eitrigen Entzündungen kann auch eine systemische Behandlung mit Antibiotika nötig sein.

Die Behandlung mit Spüllösungen und Ohrensalben kann der Tierhalter zu Hause selber weiterführen. Die Behandlung sollte allerdings niemals ohne eine Abschlussuntersuchung durch den Tierarzt abgebrochen werden. Stellt man die Behandlung zu früh ein, können Bakterien und Milben überleben, sich erneut vermehren und nach rascher Zeit erneut eine Entzündung hervorrufen. Hunde- und Katzenhalter sollten die Ohren ihrer Tiere regelmäßig beobachten und bei Verdacht auf eine Ohrenerkrankung den Tierarzt aufsuchen.


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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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