25.10.2012

Die Haut ist ein lebenswichtiges Organ

Die Haut von Säugetieren und damit auch von Hunden, ist ein komplexes Organ, das mehr Aufgaben erfüllt, als eine einfache Hülle, die nur "alles" zusammen hält. Sie ist in drei Hauptschichten unterteilt: die äußere Schicht (Oberhaut), genannt Epidermis, die Lederhaut, genannt Dermis und die Unterhaut, genannt Subkutis.

Die Epidermis besteht aus mehreren Zelltypen mit unterschiedlichsten Aufgaben. Die Dermis ist ein dichtes Geflecht aus Bindegewebe, das Blutgefäße, Nervensystem, sowie eine ganze Reihe spezialisierter Drüsen und Anhänge stützt. Die Subkutis ist aus Bindegewebe, Nerven, Blutgefäßen und Fettspeicherzellen zusammengesetzt.

Die Haut ist verantwortlich für eine ganze Reihe lebenswichtiger Funktionen des Organismus. Dies sind unter anderem:

  • Aufbau einer Abgrenzung (=Barrierefunktion) gegen Umwelteinflüsse
  • Regulierung der Körpertemperatur
  • Vitamin D-Herstellung
  • Aufnahme und Weiterleitung von Reizen

Ihre Funktion als Umweltbarriere erfüllt die Haut, indem sie Fremdstoffe mechanisch und chemisch am Eindringen hindert. Dies kann in Form einer Verdickung der Epidermis, also durch Hornhautbildung geschehen, vor allem in Regionen, an denen es leicht zu Abschürfungen kommt. Sie kann aber z. B. auch die Produktion von Hautfetten, die fremde Substanzen blockieren, anregen, um den Körper zu schützen.

Die Haut enthält auch ein immunologisches System, um Eindringlinge zu entdecken und unschädlich zu machen, die es geschafft haben, die äußeren Hürden zu überwinden. Dieses immunologische System beinhaltet verschiedene Typen spezialisierter Zellen, die über Botenstoffe miteinander „sprechen“.

Wenn eine oder mehrere dieser Grundfunktionen der Haut „aus der Bahn geworfen“ werden, verliert sie ihre natürliche Barrierefunktion und es beginnt eine Reihe von Reaktionen, um den entstehenden Schaden am Körper so gering wie möglich zu halten. Dies kann durch überschießende Reaktion des fehlgeleiteten Immunsystems auch der Beginn einer Allergie sein.

Hautveränderungen können vielfältig sein und reichen von leichten Rötungen über Juckreiz, Schuppenbildung, Haarausfall bis hin zu ausgedehnten offenen Wunden. Oft zeigen die Tiere ein auffälliges Verhalten (Unruhe, häufiges Kratzen, Lecken), das Hinweise auf ein dermatologisches Problem gibt. Eine möglichst frühzeitige Vorstellung beim Tierarzt zur Abklärung der Ursachen und Behandlung ist wichtig, damit es nicht zu massiven gesundheitlichen Problemen des Tieres kommt bzw. bei ernsthaften Erkrankungen frühzeitig therapeutisch eingegriffen werden kann. Es gibt auch bestimmte Hauterkrankungen, die auf den Menschen übertragbar sind, sogenannte Zoonosen. Deshalb sollten Hundehalter jede Hautveränderung ihres Vierbeiners durch den Tierarzt untersuchen lassen.

Zahlreiche Ursachen für Hauterkrankungen

Die wichtigsten Ursachen sind:

  • Krankheitserreger, die die Haut direkt befallen; hierzu gehören Parasiten, Pilze und Bakterien
  • Innere Erkrankungen einschl. Allergien und Hormonstörungen
  • Nährstoff-Mangel

Weil es so viele verschiedene Ursachen für Hauterkrankungen gibt und weil die Veränderungen von Haut und Haaren dabei oft ähnlich aussehen, kann man in vielen Fällen nicht auf Anhieb sagen, welcher Grund vorliegt. Nur ein Tierarztbesuch kann hier Sicherheit bringen.

 

Die Haut steht unter "Dauerbeschuss"

I. Parasiten

I.1. Flöhe:

Flohstiche können zu Hautentzündungen im Bereich der Stichstellen führen. Häufig entwickeln Hunde gegen den Flohspeichel eine Allergie. Im Bereich des Rückens und der Hinterläufe entsteht dann eine juckende Hautentzündung mit Krusten und Schuppen.

Mehr dazu:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2020/floehe-mehr-als-laestig

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2012/flohallergie

I.2. Milben

Neben Ohrmilben können Hunde auch mit weiteren Milben befallen sein. Je nachdem, um welche Milbe es sich handelt und wie stark der Befall ist, unterscheiden sich auch die Veränderungen von Haut und Haarkleid. Ohrmilben erkennt der Tierarzt oft schon mit der Ohruntersuchungslampe. Zum Nachweis anderer Milben sind sogenannte Hautgeschabsel erforderlich. Dabei schabt die Tierärztin/ der Tierarzt mit einer Klinge die oberflächlichen Hautschichten mit den darin vermuteten Milben ab. Die Probe kann dann unter dem Mikroskop untersucht werden. Die Art der Behandlung des Milbenbefalls hängt von den nachgewiesenen Milben ab.

Mehr dazu:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2018/milben-angriff-auf-die-haut

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2018/dann-gibts-was-in-die-ohren

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2015/milben

I.3. Zecken

Mehr dazu:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2021/zeckenschutz-ist-keine-frage-der-saison

II. Hautpilze

Der häufigste Erreger von Hautpilzerkrankungen beim Hund ist der Dermatophyt Microsporum canis. Die Infektion erfolgt über bestimmte Pilzteile (Arthrosporen oder Hyphen), die sich an Haaren oder Schuppen infizierter Tiere befinden. Tiere können sich folglich durch Körperkontakt infizieren. Außerdem werden die Hautpilze durch die infizierte Umgebung der Tiere (z.B. Teppiche, Polster, Schlafkörbe, Decken) sowie über Zubehör für die Tierpflege (z.B. Kämme, Bürsten) übertragen. Pilzerkrankungen werden durch bestimmte Faktoren wie Stress, zuvor bestehende Hauterkrankungen auch durch Flohbefall, beengte Unterbringung bei wenig Auslauf, Wurmbefall, sowie andere die Immunabwehr schwächende Erkrankungen begünstigt.

Die klassischen, aber nicht immer vorhandenen Zeichen, sind runde, sich nach außen ausbreitende und teilweise zusammenfließende Hautveränderungen. In der Mitte dieser Veränderungen heilt die Haut häufig ab und wird dabei etwas dunkler als die Umgebung. Weil die Haarbälge entzündet sind, werden die Haare geschädigt, sie werden stumpf, brechen oder fallen aus. Schuppen und Krusten können vorhanden sein. Diese Krankheitsanzeichen sind jedoch nicht „typisch”, denn andere Parasiten oder Bakterien können dieselben Symptome hervorrufen. Deshalb wird der Tierarzt weitere Untersuchungen vornehmen, beispielsweise mit speziellem UV-Licht. Zur Erkennung und Bestimmung der Pilze wird außerdem meist eine Pilzkultur angelegt.

Sofern weitere Hunde, Katzen oder kleine Heimtiere im selben Haushalt leben, sollten alle tierärztlich kontrolliert werden. Denn es gibt auch Tiere, die Pilze übertragen, ohne sichtbar krank zu sein. Das gilt besonders für Langhaarkatzen.

Die lokale Behandlung eines bestimmten Hautbereiches mit einem pilzwirksamen Mittel ist nur selten ausreichend. Häufig befinden sich die mit bloßem Auge unsichtbaren Pilzsporen bereits an anderen Körperstellen, so dass eine Ganzkörperwaschung mit einem tierärztlich verordneten Pilzmittel erforderlich wird. Besonders bei langhaarigen Hunden empfiehlt sich vorher ein Kürzen der Haare auf etwa 3 mm Länge. Dadurch wird infiziertes Haarmaterial entfernt. Außerdem wird so die Haut pilzhemmend belichtet und belüftet und kann leichter behandelt werden. Wichtig ist außerdem die Entseuchung der Umgebung des Hundes.

Pilze können auch auf den Menschen übertragen werden. Gerade bei Menschen mit schlechter Immunabwehr kann sich eine gefährliche Pilzerkrankung entwickeln. Daher müssen die tierärztlichen bzw. ärztlichen Anweisungen konsequent befolgt werden.

Mehr dazu:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2013/hautpilzerkrankungen-bei-hund-und-katze

III. Bakterien

Bakterien finden vor allem auf geschwächter Hundehaut einen idealen Nährboden und können zum Teil schwerwiegende Folgeinfektionen verursachen.

IV. Allergien

Mehr dazu:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/trotz-dickem-fell-auch-hunde-haben-hautprobleme

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2018/mit-der-allergie-leben

V. Hormonell bedingte Hauterkrankungen

V.1. Schilddrüsenunterfunktion

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2018/kranke-schilddruese-bringt-hormonhaushalt-durcheinander/hintergundinformation-schilddruese

V.2. Cushing-Syndrom

Ein Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus) ist eine häufige Hormonerkrankung beim Hund. Durch eine Funktionsstörung der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) oder der Nebenniere produziert der Körper des Hundes dauerhaft zu viel Kortisol.

Das Cushing-Syndrom beim Hund tritt häufiger bei bestimmten Rassen, wie dem Pudel, Dackel, Terrier, Beagle und Boxer auf. Meist sind die Hunde etwas älter, und typischerweise erkranken mehr weibliche Tiere als männliche.

Die Symptome des Cushing-Syndroms sind sehr vielfältig. U.a. wird das Fell des Hundes stumpf und oftmals tritt Haarausfall (Alopezie) an verschiedenen Stellen des Körpers auf. Die Haut des Hundes wird beim Cushing-Syndrom dünner, die Gefäße scheinen durch, an manchen Stellen ist sie dunkler gefärbt. Es können gräulich-weiße Kalzium-Einlagerungen in der Haut zu sehen sein. Ganz typisch ist auch die sogenannte Stammfettsucht, d.h. ein sehr rundliches Abdomen bei gleichzeitiger Muskelatrophie der Gliedmaßen.

VI. Diskoider Lupus erythematodes (DLE) - "Collie nose"

Der Diskoide Lupus erythematodes ist eine sogenannte systemische Autoimmunerkrankung. Bei Hunden wird eine Häufung bei Schäferhunden (Deutscher Schäferhund, Belgischer Schäferhund, Collie, Shetland Sheepdog), Siberian Husky, Epagneul Breton und Deutsch Kurzhaar beschrieben.

Meist zeigt sich die Erkrankung am Nasenspiegel. Seltener sind die Haut-Schleimhaut-Übergänge am Maul und Auge, die Ohrmuschel, Vagina und Hodensack oder die Extremitäten betroffen. Im Sommer sind infolge direkter Sonneneinstrahlung die Symptome ausgeprägter.

Die primären Hautveränderungen des DLE sind Pigmentverlust (Hypopigmentierung) und Hautrötung. Durch ein Ödem verstreichen die Furchen des Nasenspiegels und erscheinen somit glatt. Im weiteren Verlauf entstehen Erosionen, Geschwüre, Krusten und an behaarten Stellen auch Haarausfall. An Nasenspiegel und Ballen kann eine Hyperkeratose (Verhornung) auftreten. Neben Hypopigmentierung kann sich auch eine übermäßige Pigmenteinlagerung (Hyperpigmentierung) entwickeln. Sekundärinfektionen können in Folge auftreten.

Quelle: wikipedia.de

VII. Sonstige Hautveränderungen

VII.1. Übermäßige Schuppenbildung

Bis zu einem gewissen Grad sind Schuppen ganz normal. Sie entstehen durch die ständige Abschilferung der oberflächlichen Hautzellen. Von innen wachsen wieder neue nach. Auf diese Weise erneuert sich die Hautoberfläche ständig. Eine Störung dieses Reifungsvorgangs kann zu vermehrter Schuppenbildung führen. Bei der übermäßigen Schuppenbildung unterscheidet man die trockene Form von der öligen. Bei der trockenen Form rieseln die Schuppen wie Flocken zu Boden. Bei der öligen Form verbinden sich Schuppen und Talgdrüsenfette miteinander und bilden eine öligfettige Masse, die auf der Haut und im Haarkleid festklebt. Wenn sich diese Fette zersetzen, kann ein unangenehmer Geruch entstehen. Es gibt Hunde, die zu vermehrter Schuppenbildung ohne erkennbare ursächliche Erkrankung oder einen Mangel neigen. Bei vielen Hunden aber kann die Tierärztin/der Tierarzt eine Ursache für die vermehrte Schuppenbildung finden und gezielte Behandlungsmaßnahmen empfehlen.
 

VII.2. Nährstoffmangel

Essentielle Fettsäuren werden benötigt, um neue Zellen zu bilden und sie sind erforderlich, um Haut und Fell in einem guten Zustand zu erhalten. Heutzutage leiden mehr als 30 - 40 Prozent aller Haustiere, die in Kleintierpraxen vorgestellt werden, unter Haut- oder Fellkrankheiten. Schätzungsweise können bis zu 20 Prozent der Hunde, die unter allergiebedingtem, extremen Juckreiz leiden, ihr Kratzbedürfnis kontrollieren, wenn essentielle Fettsäuren zugegeben werden.


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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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