Die Leptospirose
Die Leptospirose (Stuttgarter Hundeseuche, Weilsche Krankheit) ist eine bakterielle Erkrankung mit weltweiter Bedeutung. Verursacht wird die Krankheit durch Leptospiren. Das sind Bakterien, die sich auch in der Umwelt aktiv fortbewegen und verbreiten können. Bei der Leptospirose spielt die Umwelt als Erregerreservoir eine große Rolle. Der Erreger wird mit dem Urin ausgeschieden und andere Tiere können sich durch den Kontakt mit infektiösem Urin und der kontaminierten Umwelt (Gewässer, Pfützen, Erde, Schlafstelle, Wasser, Futter usw.) anstecken. Durch kleine Haut- oder Schleimhautverletzungen dringen die Leptospiren in den Körper ein.
Als derzeitiger Hauptübertragungsweg gilt die Aufnahme von mit Nagerharn verschmutztem Wasser, wie es vor allem in stehenden Gewässern und Pfützen während der Sommermonate vorkommt. Auch beim Baden in verseuchten Gewässern kann sich der Hund infizieren. Weitere, wenn auch weniger bedeutende Übertragungswege, sind der indirekte Kontakt über kontaminierte Erde, Futter und Schlafstellen sowie die direkte Erregerübertragung durch Kontakt mit dem Urin infizierter Hunde, durch den Paarungsakt, durch Bisse sowie durch Fressen von infiziertem Gewebe (Kadaver). Außerdem können Leptospiren die Gebärmutter passieren, so dass infizierte Hündinnen die Erreger bereits im Mutterleib auf ihre Welpen übertragen können. Bei der Verbreitung und der Kontamination der Umwelt spielen neben Nagern aber auch nicht ausreichend therapierte und unerkannt infizierte Hunde eine wichtige Rolle. Sie können Monate lang bis hin zu mehreren Jahren den Erreger immer wieder intervallartig über den Urin ausscheiden.
Nach der Infektion über den Nasen-Rachen-Raum oder die Haut, gelangen die Bakterien in die Blutbahn und mit dem Blut in Leber, Nieren, Milz, ZNS, Augen und Geschlechtsorgane. Dort vermehren sie sich rasch, wobei es zu mehr oder weniger schweren Organschäden kommen kann. Die Symptome beim Hund können mild und unspezifisch sein wie Lethargie und Depressionen. Es können aber auch abdominale Schmerzen mit schweren Organschäden, vor allem von Leber und Niere, auftreten. Schwere Störungen der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen sind schwerwiegende Komplikationen. Eine sofortige Behandlung mit Antibiotika nach Diagnose ist notwendig um schwere Erkrankungen abzuwenden und zu vermeiden, dass Hunde Reservoir des Erregers werden. Vor allem für ungeimpfte Tiere kann eine Infektion tödlich verlaufen.
Viele Leptospiren-Infektionen verlaufen jedoch auch ohne klinische Symptome. Unerkannt infizierte Tiere können, ebenso wie gesundete Tiere, weiterhin Erregerausscheider sein und stellen somit für andere Hunde und den Menschen eine Infektionsquelle dar.
Bei der Leptospirose handelt es sich um eine Zoonose, das heißt, die Krankheit kann vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Nach den Deutschen Impfempfehlungen für die Kleintierpraxis gehört die Impfung gegen die Leptospirose deshalb zu den Pflichtimpfungen (Core-Impfung). Sie ist nach der Grundimmunisierung (zwei Impfungen in Abstand von vier Wochen) jährlich aufzufrischen. In Gebieten, in denen der Erreger bzw. die übertragenden Wirte weit verbreitet sind oder bei hohem Infektionsrisiko, wie es z.B. bei Jagdhunden und bei „Wasserratten“ wie Retriever besteht, ist sogar eine halbjährliche Auffrischung des Impfschutzes ratsam. Im Sommer sollte zudem darauf geachtet werden, dass der Hund kein Wasser aus stehenden Gewässern oder Pfützen aufnimmt.
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Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
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