27.01.2012

Hintergrundinformationen - Reproduktion bei Hund und Katze

1. Hunde

Die Läufigkeit
Der Eintritt der Geschlechtsreife wird beim weiblichen Hund durch die erste Läufigkeit gekennzeichnet, die im Alter von sieben bis 14 Monaten auftritt. Rüden erlangen ihre Zeugungsfähigkeit in etwa im gleichen Alter. Kleinere Hunde werden im Allgemeinen früher geschlechtsreif als Hunde großer Rassen. Die meisten Hündinnen werden alle fünf bis acht Monate läufig. Die Läufigkeit dauert insgesamt etwa drei bis vier Wochen. In der ersten Phase der Läufigkeit (Proöstrus) hat die Hündin „blutigen“ Scheidenausfluss. Dadurch angelockte Rüden werden aber meistens abgewehrt. In der zweiten Phase der Läufigkeit (Östrus) wird dieser Ausfluss klar. Im Östrus gibt es einige Tage, an denen die Hündin „aufnahmebereit“ ist. Sie ist dann besonders attraktiv für Rüden und würde sich auch decken lassen. Die sicherste Form der Verhütung beim Hund besteht darin, das Auftreten der Läufigkeit zu verhindern. Die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer der Hündin beträgt 63 bis 65 Tage, die Anzahl der Welpen pro Wurf schwankt etwa zwischen drei und zwölf Tieren.

Die Kastration
Eine Methode ist die Kastration. Damit ist die vollständige chirurgische Entfernung der Eierstöcke gemeint. Die Hündin kann dann nicht mehr läufig werden und nie wieder Junge bekommen. Ein weiterer großer Vorteil der Kastration ist, dass kastrierte Hündinnen seltener Gesäugetumore bekommen als nicht kastrierte Tiere. Auch eitrige Entzündungen der Gebärmutter werden weitgehend ausgeschlossen und auch Scheinschwangerschaften verhindert. Für die Kastration ist eine Vollnarkose erforderlich, weil es sich um einen operativen Eingriff handelt. Bei gesunden Hündinnen sind die damit verbundenen Risiken aber gering. 

Einige Hündinnen neigen nach der Kastration zur Gewichtszunahme. Hier hilft nur Bewegung und Maßhalten bei der Fütterung. Einige Hündinnen entwickeln nach der Kastration eine Blasenschwäche, die sich meist unter Behandlung bessert. Veränderungen des Haarkleids nach einer Kastration können außerdem vorkommen. 

Es gibt neben der Kastration eine weitere Möglichkeit, die Läufigkeit zu verhüten. Dafür bekommt die Hündin in der Zeit zwischen zwei Läufigkeiten ein Hormon, ein sogenanntes Gestagen, injiziert. Das Hormon hat eine Langzeitwirkung und muss alle vier bis fünf  Monate gegeben werden. Die exakten Zeiten müssen mit dem Tierarzt besprochen und genau eingehalten werden. Bei den meisten Hündinnen lässt sich auf diese Weise eine Läufigkeit problemlos über viele Jahre hinweg unterdrücken. Als Vorteil ist anzusehen, dass keine Operation notwendig ist und dass die Behandlung jederzeit wieder abgebrochen werden kann. Bei den meisten Hündinnen stellt sich dann nach einigen Monaten wieder ein normaler Sexualzyklus ein und sie können wieder Nachwuchs bekommen. Allerdings haben auch einige mit Gestagenen behandelte Hündinnen Gewichtsprobleme, denen man mit viel Bewegung und reduzierter Kost begegnen sollte. Auch die Wahrscheinlichkeit einer Gebärmutterentzündung soll unter Hormonbehandlung höher sein. 

Auch Rüden können kastriert werden. Ein operativer Eingriff ist notwendig, wenn beide Hoden entfernt werden. Die Kastration ist aber auch medikamentös möglich, beispielsweise mittels eines Implantates. Durch das Setzen des Implantates wird das männliche Hormon Testosteron nicht mehr gebildet. Der Rüde ist dann über einen begrenzten Zeitraum nicht mehr fruchtbar. Er kann aber, wenn gewünscht, nach Ende der Wirkdauer wieder erfolgreich decken. Diese Alternative ist auch geeignet um zu prüfen, ob mit einer Kastration Verhaltensprobleme, wie übersteigerter Sexualtrieb, Markieren oder Streunen beseitigt werden können. Falls keine Änderungen eintreten, macht auch die operative Kastration keinen Sinn. 

Warum werden Hündinnen scheinträchtig?
Die Scheinträchtigkeit ist ein evolutionärer Gruß aus der Vorzeit. Die Vorfahren unserer Hunde waren Wölfe, die in einem Rudel lebten. In der Regel hatte zunächst die ranghöchste Wölfin Nachwuchs und es gab nur einen Wurf im Rudel. Dass die Weibchen einen Sexualzyklus hatten, der auch ohne vorhergehende Trächtigkeit zur Milchproduktion führen konnte, war für die Welpen manchmal wichtig zum Überleben. Wenn die Mutter durch Krankheit oder Tod ausfiel, konnten andere Wölfinnen die Wurfpflege und das Säugen übernehmen. Dieses wölfische Erbe, eine Möglichkeit zur Sicherung des Nachwuchses in der Gruppe, ist in unseren Hunden erhalten geblieben und äußert sich in der eher unangenehmen Begleiterscheinung der Scheinträchtigkeit.

Die Milchdrüsen der Hündinnen schwellen nach einer Läufigkeit an und oft tropft sogar Milch aus den Zitzen. Die Hündinnen zeigen Brutpflegeverhalten: sie bauen ein „Nest”, schleppen verschiedene Gegenstände dort hinein und bewachen und behüten diese wie ein Junges. Sie können dabei auch aggressives Verhalten zeigen, so als hätten sie tatsächlich Nachwuchs und müssten Gefahren von ihm abhalten. Dies ist ein völlig normales Verhalten, welches auch wieder verschwindet, sobald die Scheinträchtigkeit nachlässt. Man kann versuchen, die Hündin möglichst viel zu beschäftigen, damit sie abgelenkt ist. Das intensive Lecken des Gesäuges regt die Milchproduktion an und kann die Scheinträchtigkeit verlängern. Bei starker und übermäßig langer Milchproduktion gibt es mittlerweile auch Medikamente, die helfen, diese zu unterdrücken. Erhöhte Hitze, Schwellungen und Rötungen der Zitzen, der Milchausfluss, aber auch der Milchstau animieren die Hündin zudem zum Lecken an dem eigenen Gesäuge, eine Gesäugeentzündung kann die Folge sein. Das Auftragen einer schmerzstillenden Salbe bringt der Hündin Erleichterung.

 

2. Katzen

Der Sexualzyklus der Kätzin
Die Geschlechtsreife tritt bei unseren einheimischen Hauskatzen im Alter von sechs bis acht Monaten ein. Bei Rassekatzen kann die erste Rolligkeit bereits mit vier Monaten auftreten, andere werden erst um den 12. Lebensmonat das erste Mal rollig. Die Geschlechtsreife korreliert außerdem mit dem Körpergewicht und tritt ein, sobald die Kätzin das Gewicht von ungefähr 2,5 Kilogramm erreicht hat. Unter natürlichen Bedingungen sind Katzen saisonal polyöstrisch, d.h. nur in gewissen Jahreszeiten treten mehrere Brunstzyklen in regelmäßigen Abständen auf. Im Falle einer Schwangerschaft beträgt die Tragzeit einer Katze im Durchschnitt 63 bis 65 Tage.

Während der Rolligkeit ist die Katze etwa fünf bis sechs Tage lang empfänglich, der Follikelsprung vollzieht sich zumeist nur, wenn die Katze gedeckt wird. Eine rollige Katze reibt sich ständig an Gegenständen, rollt sich oft auf dem Boden, schreit und hält ihr Hinterteil herausfordernd in die Höhe. Wird sie nicht von einem Kater gedeckt, kann es auch zu einer Dauerrolligkeit kommen. Kommt es zum Follikelsprung, aber nicht zu einer Trächtigkeit, so erfolgt die neue Rolligkeit nach fünf bis sechs Wochen. 

Ohne erfolgreiche oder ungenügende Kopulation kommt es nicht zum Eisprung und in der Folge bauen sich die Follikel ab. Kommt es jedoch zu einem Eisprung, ohne dass eine Befruchtung des Eies stattfindet, so laufen im Körper der Katze die gleichen Vorgänge ab wie bei einer trächtigen Katze. Man spricht daher von einer Scheinträchtigkeit. Die Scheinträchtigkeit führt, im Gegensatz zur Hündin, weder zur Laktation noch zu Nestbauverhalten, kann sich aber in einer Gewichtszunahme oder Verhaltensänderung äußern. Die Dauer kann sehr unterschiedlich sein, beträgt aber i.d.R. aber rund sechs Wochen. 

Kastration
Es ist empfehlenswert, sowohl weibliche als auch männliche Tiere zu kastrieren. Bei der Kastration werden entweder beide Hoden bzw. beide Eierstöcke chirurgisch entfernt. Durch den Verlust der Zeugungsunfähigkeit können kastrierte Tiere problemlos zusammengehalten werden. Im Gegensatz zum Kater ist bei der Kätzin zur Kastration eine chirurgische Eröffnung der Bauchhöhle notwendig. Komplikationen sind jedoch sehr selten und lassen sich weitgehend vermeiden, wenn die Katze in jungem Alter und nicht während der Rolligkeit oder während der Trächtigkeit kastriert wird.
Bei der Sterilisation werden im Gegensatz zur Kastration nur die Samenleiter bzw. die Eileiter durchtrennt. Dieser Eingriff verhindert zwar die unkontrollierte Fortpflanzung, verändert aber nicht das Sexualverhalten der Tiere, da nach wie vor Geschlechtshormone produziert werden. Die Kastration ist deshalb der Sterilisation vorzuziehen.

Die Pille
Es gibt eine Hormonpille speziell für Katzen, die ein Gestagen enthält. Erwachsene Kätzinnen erhalten wöchentlich die Pille. Dadurch wird die Rolligkeit verhindert, und die Kätzin wird nicht empfängnisbereit. Diese Verhütungsmethode kann über viele Jahre angewandt werden, sie erfordert jedoch die termingerechte Eingabe der Pille und eine gute Beobachtung der Kätzin. Wenn die Tablette ausgespuckt oder erbrochen wird, hat sie keine Wirkung mehr.
 


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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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