BfT Special Nr. 45 / Oktober 2008


Impfmaßnahmen greifen

Orale Immunisierung gegen Schweinepest - Wildschweinbestände im Auge behalten

Die Klassische Schweinepest (KSP) ist eine anzeigepflichtige Seuche, die sowohl bei Hausschweinen als auch beim Europäischen Wildschwein vorkommt. Mit KSP-Virus infizierte Schwarzwildbestände waren nicht selten Infektionsquelle für Ausbrüche in Hausschweinebeständen.

Stark entwickelte Schwarzwildpopulationen haben zudem ein natürliches Abreißen der Infektionskette dauerhaft verhindert. Seit Mitte der 90er Jahre wurden daher – zunächst in von der EU genehmigten Feldversuchen – Impfungen bei Wildschweinen durchgeführt. Seit dem Jahr 2001 ist die Notimpfung bei Wildschweinen in besonders gefährdeten Gebieten auch als Bekämpfungsmaßnahme in die Schweinepest-Richtlinie der EU aufgenommen.

In Deutschland wird seit mehr als zehn Jahren erfolgreich mit Köderimpfstoffen gearbeitet. Je nach Bestandsdichte und bei einem moderaten Infektionsgeschehen gelang es, mit einer zweimaligen Doppelimpfung pro Jahr die Seuche innerhalb kurzer Zeit zu tilgen.

In anderen Regionen Deutschlands brachte erst die dreimalige Doppelimpfung im Frühjahr, Sommer und Herbst den Durchbruch in der KSP-Bekämpfung mittels oraler Immunisierung. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass auch die im Frühjahr geborenen Frischlinge bereits zu einem frühen Zeitpunkt in die Impfmaßnahmen einbezogen werden.

Man geht davon aus, dass mehr als 50 Prozent der gesamten Schwarzwildpopulation Antikörper gegen das KSP-Virus aufweisen müssen, um eine effektive Seuchenbekämpfung zu erreichen. Gleichbleibend hohe Antikörper-Raten von 60 Prozent garantieren eine Tilgung der KSP innerhalb von ein bis zwei Jahren. Mit Hilfe der dreifachen oralen Immunisierung gelang dies sogar in Gebieten mit extrem hohem Infektionsdruck. Ergänzend ist eine Reduzierung der Population durch intensive Bejagung erforderlich.

Um auch die Frischlinge sicher zu erreichen, werden inzwischen kleinere Köder ausgelegt. Es hat sich aber gezeigt, dass die Tiere auch diese Köder frühestens im Alter von drei bis vier Monaten aufnehmen. Die mit der Muttermilch aufgenommenen Antikörper schützen die Frischlinge aber nur etwa zwei Monate. Somit bleibt nach wie vor ein hoher Anteil der Jungtierpopulation für das Virus empfänglich. Dies ist bei der Bejagung entsprechend zu berücksichtigen. Ziel ist es, einen Frischlingsanteil an der Jagdstrecke von etwa 70 Prozent zu erreichen. Das beschriebene Verfahren hat sich in Deutschland und zuletzt auch in Frankreich als effektive Bekämpfungsmaßnahme erwiesen. Derzeit wird die Impfung auch in verschiedenen osteuropäischen Ländern, in denen die Wildschweinepest zum Teil noch weit verbreitet ist, eingesetzt.