Tiere sind keine Nahrungskonkurrenten

FAO-Studie korrigiert Angaben zur Ressourcenbelastung durch tierische Veredlung

Mitte September hat die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) die Studie „Livestock: On our plates or eating at our table?“ veröffentlicht. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die tierische Veredelung keine Nahrungsmittelressourcen aufzehrt, die ansonsten direkt, also über pflanzliche Produkte, zur Sicherung der Ernährung der Weltbevölkerung zur Verfügung stünden. Laut FAO sind Tiere somit keine Nahrungsmittelkonkurrenten, sondern wichtiger Bestandteil der weltweiten menschlichen Nährstoffversorgung.

Die Studie widerlegt unter anderem den häufig kritisierten angeblich hohen Getreideverbrauch über den Futtertrog. Er ist weitaus geringer als bisher angenommen. Die Nutztierfütterung beansprucht lediglich 13 Prozent der globalen Getreideernte. 86 Prozent aller Futtermittel, wie etwa Ernte-Reste und Nebenprodukte, wären für den menschlichen Verzehr überhaupt nicht geeignet. Eine Verwertung über den Tiermagen ist deshalb die einzige sinnvolle Alternative. Im globalen Durchschnitt werden lediglich drei Kilogramm Getreide zur Herstellung von einem Kilogramm Fleisch benötigt. Die Qualität des so erzeugten Proteins wird als sehr hoch beurteilt. 

Die FAO sagt weiter, dass Nutztiere, insbesondere Wiederkäuer, große Flächen an Weiden nutzen, auf denen ansonsten keine Lebensmittel erzeugt werden könnten. Insgesamt beweiden Nutztiere, so die Studie, rund zwei Milliarden Hektar Grünland weltweit.

Die Studie berücksichtigt auch den Wert der Tierhaltung für die Sicherung der ländlichen Räume. Man schätzt, dass mehr als 500 Millionen Menschen weltweit ihr Einkommen aus der tierischen Veredlung generieren.

Diese positive Bilanz ist durch nachhaltiges Wirtschaften durchaus noch verbesserungsfähig, etwa durch eine noch effizientere Nutzung der natürlichen Ressourcen pro erzeugter Nahrungseinheit. Die Rückführung von Nährstoffen und Energie in den Kreislauf über die organische Düngung beispielsweise verstärkt diesen Nutzeneffekt. Zudem kann der Nutztiersektor eine Schlüsselrolle bei der Begrenzung des Klimawandels spielen.

So lassen sich beispielsweise in der Milchviehhaltung mithilfe innovativer Technologien Methanemissionen senken, etwa durch eine optimierte Futterverdaulichkeit, durch die Züchtung auf reduzierte Methanemissionen beim Tier oder durch eine bessere Tiergesundheit.

Nachhaltige Tierproduktion enthält auch eine soziale Komponente, die die Lebensmittelsicherheit, die öffentliche Gesundheit sowie den Zusammenhalt ländlicher Gemeinschaften umfasst. Und letztendlich sind landwirtschaftliche Nutztiere unverzichtbar, um wertvolle Kulturlandschaften und damit verbundene Ökosysteme zu erhalten.

Im Dreiklang der Nachhaltigkeit ist die Aufgabe der Veterinärindustrie klar definiert. Sie muss den Tierhaltern innovative Instrumente an die Hand geben, mit denen diese für das Wohl ihrer Tiere sorgen können. Nur mit gesunden Tieren lassen sich sichere Lebensmittel erzeugen und damit die Gesundheit von Mensch und Tier sichern. Alle Maßnahmen zusammen müssen für die Betriebe wirtschaftlich tragfähig und für die Konsumenten tierischer Lebensmittel bezahlbar bleiben. Um Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu erreichen, ist es notwendig, die positiven Auswirkungen von Tiergesundheitsprodukten stärker als bisher zu kommunizieren.

Den Rahmen für eine nachhaltige Tierproduktion muss die Politik vorgeben und ein verlässliches innovationsfreundliches Umfeld auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse schaffen, in dem Tierhaltung weiterentwickelt werden kann.