Kritische Phasen intensiv begleiten

Viele Krankheitserreger bedrohen die Ferkelgesundheit

Gerade mal auf der Welt, sind Ferkel einer Vielzahl von Krankheitserregern ausgesetzt, denen sie meist nicht viel entgegenzusetzen haben. Auch das Absetzen und anschließende Umstallen ins Flatdeck ist noch einmal eine kritische Phase, die besondere Aufmerksamkeit erfordert. Denn nur ein gesundes Ferkel kann sein Leistungspotenzial voll ausschöpfen und ist die Basis für eine ökonomische Schweineproduktion.

Die Zahlen sprechen für sich. 82 Prozent der Saugferkelverluste treten in der ersten Woche auf, 61 Prozent davon schon in den ersten drei Tagen. Zwar sind die Ferkel eigentlich in ihren ersten Lebenstagen über die im Kolostrum enthaltenen Nährstoffe und Antikörper geschützt. Die Übertragung der Antikörper muss jedoch innerhalb der ersten 36 Lebensstunden abgeschlossen sein.

Der Gesundheit der Sau kommt damit eine entscheidende Rolle zu. Ist die Sau an MMA erkrankt, hat dies für die Ferkel dramatische Folgen. Es fehlen nicht nur Energie und Nährstoffe. Auch Ferkeldurchfälle, ausgelöst durch E. coli oder Clostridien und weitere Erkrankungen kommen häufig hinzu. Die Ferkelverluste können um vier bis fünf Prozent ansteigen. Die genaue Beobachtung der Muttersau und ihre frühzeitige Behandlung im Erkrankungsfall sind für die Ferkel überlebenswichtig.

Doch auch Ferkel von MMA-freien Sauen sind zahlreichen bakteriellen oder viralen Erregern ausgesetzt. Häufig sind auch Parasiten im Spiel. Einer der bedeutendsten sind Kokzidien (meist Isospora suis), die massive Ferkeldurchfälle – die Saugferkelkokzidiose – hervorrufen.

Die Symptome äußern sich in meist gelblich-grauen Durchfällen, unausgeglichenen Würfen und schlechten Absetzgewichten. Nicht nur die epidemieartige Ansteckung der gesamten Bucht innerhalb weniger Tage macht den Kokzidienbefall so gefährlich.

Darüber hinaus sind Kokzidien Wegbereiter für weitere Infektionen, da die empfindliche Dünndarmschleimhaut bleibend geschädigt wird.

Auch in der Zeit nach dem Absetzen ist eine besonders intensive Betreuung der Ferkel erforderlich. Die über die Biestmilch erworbene maternale Immunität reicht für die Abwehr der meisten Erreger nicht mehr aus. Zudem sind die Ferkel durch die Umstellung einem enormen Stress ausgesetzt. Sie müssen sich mit neuen Buchtgenossen auseinandersetzen und neue Fütterungstechniken erlernen. Bei Vermischung mehrerer Gruppen kommen sie mit bislang nicht gekannten Erregern in Kontakt. Mit einem guten Betriebsmanagement lassen sich diese Stressfaktoren zwar minimieren, nicht aber ganz verhindern. Gut abgestimmte und konsequent durchgeführte Impfstrategien sind hier das Mittel der Wahl.

Dabei sollten auch bereits weitere Erkrankungen, die erst im späteren Verlaufe der Mast auftreten können, berücksichtigt werden. Bei akuten Krankheitsgeschehen müssen ggf. therapeutisch Antibiotika gegeben werden. Die Bestandsbetreuung, die zunehmend auch eine Absprache zwischen Ferkelerzeuger und Mäster erfordert, ist dabei ein wesentlicher Baustein in der Schweineproduktion.

Was ist MMA?

MMA ist ein Krankheitskomplex verbunden mit Mastitis (Gesäugeentzündung), Metritis (Gebärmutterentzündung) und Agalaktie (Milchmangel), der bei Sauen nach der Geburt auftritt. Er wird verursacht durch verschiedene bakterielle Erreger. Wichtiger Risikofaktor sind verlängerte Geburten und sonstige Störungen bei der Geburt. Durch ausreichende Bewegung und angepasste Fütterung kann das Risiko einer MMA-Erkrankung verringert werden. Für eine Behandlung der MMA stehen hochwirksame Antibiotika und Entzündungshemmer zur Verfügung. Ergänzende Gaben von Oxytocin regen den Milchfluss an.