BfT Special Nr. 47 / Juni 2009


AfT-Frühjahrssymposium 2009

„One Health“ – Zoonosen von Virchow bis heute

• Zoonose-Forschung ist Kernstück der „One Health-Initiative“

• Interdisziplinäre Zusammenarbeit birgt großes Potenzial für Problemlösungen

Eine zunehmende Spezialisierung führte in der Vergangenheit dazu, dass tier- und humanmedizinische Forschung eigene Wege gingen. In den neunziger Jahren rückten die Wissenschaftler wieder stärker zusammen, um gemeinsam nach Problemlösungen zu suchen. Dieser One Health-Gedanke war auch Thema des diesjährigen Frühjahrssymposiums der Akademie für Tiergesundheit (AfT) in Wiesbaden-Naurod.

Es sind vor allem die Zoonosen, die sowohl Human- als auch Veterinärmediziner beschäftigen. Gerade die Übertragungswege von Tier zu Tier, von Tier zu Mensch (und vice versa) und letztendlich von Mensch zu Mensch müssen erforscht werden, um wirksame Vorbeugungs- und Behandlungskonzepte entwickeln zu können. Als Beispiele wurden die Tuberkulose beim Mensch, die Rindertuberkulose, das Q-Fieber sowie Infektionen mit entero-hämorrhagischen E.coli erläutert.

Übertragungsweg Tier

Q-Fieber wird vom Tier auf den Menschen übertragen, betroffen sind vor allem Personen, die einen intensiven Kontakt zu Tieren haben. Zur Risikogruppe gehören Landwirte, Tierärzte oder Laborpersonal. In den letzten Jahren traten eine Reihe von Ausbrüchen auch in Städten oder deren Randzonen auf, die auf infizierte Schafherden in unmittelbarer Nähe zurückgeführt werden konnten.

Zu schweren Erkrankungen können auch Infektionen mit enterohämorrhagischen E.coli (EHEC) führen. Das Infektionsrisiko ist altersabhängig. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch direkten Tierkontakt oder indirekt über infizierte Lebensmittel, vor allem Rohmilchprodukte. Das natürliche Reservoir des Erregers sind Nutz- und Wildtiere, ohne dass diese selber Symptome aufweisen.

Fledermäuse mit hohem zoonotischem Potenzial

Als bedeutendes Reservoir für Erkrankungen mit zoonotischem Potenzial sind die Fledermäuse ins Blickfeld der Forschung gerückt. Mit rund 1.200 Arten sind Fledermäuse nach den Nagetieren die zweithäufigste Säugetierordnung. Fledermäuse leben oft in millionenstarken Kolonien zusammen, sind sehr mobil und haben häufig auch Kontakt zu Menschen. In Lateinamerika beispielsweise sind Vampirfledermäuse als Überträger der Tollwut bekannt. Wegen der auch in Deutschland vorkommenden Fledermaustollwut gilt Deutschland nach den Kriterien der WHO nicht als tollwutfrei.

„Exoten“ werden heimisch

Vor dem aktuellen Hintergrund des Bluetongue-Geschehens wurden in einem weiteren Themenblock Vektor-übertragene Krankheiten vorgestellt. Wie neue Beispiele zeigen, kommen Insekten auch dann als Überträger von Viren in Frage, wenn sie evolutionsgeschichtlich nie etwas mit dem Erreger zu tun hatten. Die Globalisierung verschärft aufgrund massiver Transportbewegungen von Mensch und Tier die Gefahr von Ausbrüchen Vektorassoziierter Krankheiten. Vermeintlich exotische Erreger fassen auch in Europa Fuß und geben Anlass zur Besorgnis. Vor allem Stechmücken gelten als wichtige Überträger von Arboviren. Als Beispiele wurden die Viren des West-Nil-Fieber, der Usutu-Infektion, des Rifttalfieber sowie der Afrikanischen Pferdepest vorgestellt. Mit Hilfe interdisziplinärer Zusammenarbeit, sachlicher Aufklärung und intensivierter Forschungsarbeit müssen effektive Präventionskonzepte erarbeitet werden. Die Zusammenfassungen aller Vorträge sind unter www.aft-online.net veröffentlicht.