BfT Special Nr. 42 / Oktober 2007


Kommentar

Bittere Medizin

"Morgens und abends eine Tablette vor den Mahlzeiten mit etwas Wasser einnehmen; Kinder die Hälfte." Nach dieser einfachen Behandlungsanweisung erfolgt täglich millionenfach die Verabreichung von Arzneimitteln beim Menschen. Nicht so in der Veterinärmedizin.

Forderungen der Pharmakologen, der Überwachung und der Finanzpolitiker haben dazu geführt, dass Tierarzneimittel zur Verabreichung über den einfachsten Weg, nämlich der eigenständigen Aufnahme durch das Tier mit Futter oder Trinkwasser, überproportional teuer wurden. Gut geprüfte und sichere Verabreichungsformen wie Fütterungsarzneimittel sind deshalb zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft. Die Veterinärmedizin braucht die Therapievielfalt. Sie braucht die Anwendung von Fütterungsarzneimitteln, oral zu verabreichenden Pulvern und die Trinkwasserapplikation. Sie braucht nicht die Herstellung von Schweinefutter in pharmazeutischer Qualität oder zusätzliche Prüfungen auf Dosiergenauigkeit bei verschiedenen Geräten als Zulassungsanforderung. Das Bundesamt für Verbraucherschutz (BVL) berichtet historisch niedrige Rückstandskontaminationen in tierischen Lebensmitteln und eine insgesamt günstige Resistenzsituation. Dies zeigt, dass die Tierärzte in den vergangenen Jahren verantwortungsvoll mit den Therapeutika umgegangen sind. In manchen Fällen könnte auch eine Reregulierung einen Beitrag zum Verbraucherschutz leisten. (ms)