Antibiotika bleiben unverzichtbar

• Resistenzproblematik ist noch nicht gelöst

Im engen zeitlichen Zusammenhang mit dem europäischen Antibiotic Awareness Day veranstaltete das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Ende November ein Seminar zum Thema Antibiotikaresistenz.
BfR-Präsident Prof. Andreas Hensel warnte vor einfachen Lösungsansätzen für ein vielschichtiges Problem. Einigkeit herrschte in der Expertengruppe darüber, dass bloße Reduktionsvorgaben wenig hilfreich sind. Der Antibiotikaeinsatz befinde sich bereits seit Jahren im Sinkflug, dennoch habe die Resistenzproblematik zugenommen. Dr. Dieter Schillinger vom Bundesverband für Tiergesundheit dämpfte die Hoffnung auf neue Wirkstoffe als Alternative, dem Problem der Antibiotikaresistenz zu entgehen. „Dagegen sprechen die lange Entwicklungszeit, die hohen Kosten und die unsicheren Rahmenbedingungen.“ Als Dilemma bezeichnete Schillinger, dass ein Großteil der Antibiotika sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin unverzichtbar sei.

Datenmaterial ist vorhanden

Der Deutsche Bauernverband (DBV) verwies auf die umfassende Dokumentation des Antibiotikaeinsatzes in den Betrieben. Woran es nach Ansicht des DBV mangelt, ist die Auswertung dieser Daten durch die zuständigen Landesbehörden. Gleichwohl ist der DBV der Meinung, dass für den Einsatz von Antibiotika in allen Bereichen der Nutztierhaltung die Minimierungsstrategie der letzten Jahre intensiver fortgesetzt werden müsse. Dies sei ein klares Signal der Tierhalter zur Unterstützung der Deutschen Antibiotikaresistenzstrategie (DART).
Auch die Tiergesundheitsindustrie unterstützt die Mengenerfassung von Antibiotika in der EU und macht sich stark für einen verantwortungsvollen Antibiotikaeinsatz. Zudem hat sie in den vergangenen Jahren in verschiedenen Monitoringprogrammen auf freiwilliger Basis wichtige Erkenntnisse und umfangreiches Datenmaterial gesammelt. Schillinger verwies auf das gemeinsame nationale Resistenzmonitoring-Programm GermVet, in dem in einer mehrjährigen Studie 50 veterinär-pathogene Keime, 5.000 Stämme und 70 Wirkstoffe untersucht worden seien. Die Ergebnisse hätten einen wichtigen Beitrag zur faktenbasierten Resistenz-Diskussion geleistet.
Der Bericht über Antibiotikaverbrauch und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in Deutschland GERMAP 2008 sieht in seinem Fazit für die veterinär-medizinisch relevanten Keime bei den einzelnen Tierarten eine eher günstige Resistenzsituation mit Resistenzquoten ganz überwiegend im einstelligen Bereich.