Kommentar: Broilermast und Politik

Zwei Studien zum Einsatz von Antibiotika in der Hühnermast haben in den letzten Wochen für öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt. Der NRW-Landwirtschaftsminister von Bündnis 90/Die Grünen und der CDU Landwirtschaftsminister in Niedersachsen (NS) haben die Häufigkeit antibiotischer Behandlungen bei Broilern in rund 1.000 bzw. 500 Mastdurchgängen untersucht.
Die Ergebnisse der beiden Studien waren durchaus ähnlich. Es wurden jedoch völlig unterschiedliche Forderungen abgeleitet. Während NS kein Fehlverhalten bei Tierärzten und Geflügelmästern feststellen konnte, mutmaßte NRW über Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz ohne konkrete Belege dafür zu haben. Beide Studien kamen zum Schluss, dass der Antibiotikaeinsatz verringert werden müsse. NS will dies über ein Benchmarking am besten Viertel aller Betriebe erreichen, NRW fordert eine grundsätzliche Änderung der Tierhaltung.
Bemerkenswert ist, dass die Anzahl der Behandlungen pro Mastdurchgang in beiden Studien mit 1,8 bzw. 1,9 praktisch identisch ist und auch die NRW-Studie nach statistischer Auswertung keine Unterschiede beim Antibiotikaeinsatz in Abhängigkeit von der Betriebsgröße feststellen konnte. Eine Gesundheitsgefährdung für den Verbraucher ist aufgrund der sehr günstigen Rückstandssituation im Geflügelfleisch und der nachgeordneten Bedeutung von Lebensmitteln bei der Übertragung von Resistenzen ohnehin nicht zu erwarten.
Bei allen derzeit sich entwickelnden Minimierungsstrategien sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass es ein wichtiges Ziel der Tierproduktion ist, gesunde Nahrungsmittel zu bezahlbaren Preisen bereitzustellen. Tiergesundheit, Tierschutz und Wettbewerbsfähigkeit müssen auch und gerade in der Geflügelproduktion Berücksichtigung finden.  (ms)