BfT Special Nr. 31 / Februar 2004


AfT-Herbstsymposium - Infektionskrankheiten wirksam abwehren

Konventionelle Impfmethoden haben in der Vergangenheit einen großen Beitrag zur Seucheneindämmung in der landwirtschaftlichen Tierhaltung geleistet. Inwieweit moderne, molekularbiologische Technologien dazu beitragen können, auch zukünftig diesen hohen Tiergesundheitsstatus zu erhalten oder weiter zu verbessern, wurde im Rahmen des Herbstsymposiums der Akademie für Tiergesundheit im Oktober vergangenen Jahres in Hannover diskutiert.

Die vorgestellten Themen reichten über neue Möglichkeiten der Impf­stoffentwicklung mit ’Subunit’, ’disc’ und rekombinanten Vakzinen über die Grundlagen der funktionellen Genomanalyse und andere moderne Tech­nologien bis hin zur Anwendung in Virologie, Mikrobiologie und Parasitologie. Dabei zeigte sich, dass in den neuen Techniken und Methoden ein großes wissenschaftliches Potenzial vorhanden ist. Auf dem Weg zur Entwicklung marktreifer Produkte sind aber auch nach dem so genannten ’proof of principle’ noch einige Hürden zu überwinden.

Schwierigkeiten können zum einen bei der Etablierung einer auf größere Mengen ausgerichteten Produktion entstehen. Weit schwerwiegender aber können politisch motivierte Forderungen an gentechnisch modifizierte Vakzinen und Markerimpfstoffe sowie gesetzliche Restriktionen die praktische Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse behindern.

So sind beispielsweise in den USA lediglich zwei Dokumente für die Zulassung und Herstellung von Impfstoffen maßgeblich, auf europäischer Ebene ist dagegen eine Vielzahl von Richtlinien, Verordnungen und Leitlinien zu beachten. Dieser Zustand wirkt sich inzwischen deutlich auf die Innovationsbereitschaft aus. Mehr als 60% der weltweiten Patente für Veterinärimpfstoffe entfallen derzeit auf die USA und nur 20% auf Europa.

„Angesichts des Verbotes von Medikamenten für zahlreiche Erkrankungen und neu entstehende Krankheiten ist auch die Blockadehaltung der EU nicht mehr nachvollziehbar” so Prof. Dr. Volker Moennig von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Die neuen Impfstoffe seien sicher und jeder wolle sie haben. Die Seuchenbekämpfung mittels Keulung sei darüber hinaus in der Öffentlichkeit nicht mehr zu vermitteln, was den Druck verstärke, nach neuen Technologien zu fahnden.

Großer Forschungsbedarf bestehe auch bei der Entwicklung wirksamer Impfstoffe für die Bekämpfung bakterieller Infektionserreger, dies gelte vor allem mit Blick auf die wachsende Kritik am Einsatz von Antiinfektiva, so die Ausführungen von Prof. Dr. Gerald Gerlach, ebenfalls Tierärztliche Hochschule. Auch die Änderungen im Haftungsrecht führten dazu, dass Pathogenfreiheit beim lebenden Tier zunehmend an Bedeutung gewinne. Als wichtiger Weg wird hier die Entwicklung sogenannter Negativ-Marker­impfstoffe auch für den antibakteriellen Impfschutz eingestuft.

Alle Experten waren sich darüber einig, dass effektive Strategien nur dann er­folgreich entwickelt und umgesetzt werden können, wenn eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Praxis besteht.