BfT Special Nr. 34 / Februar 2005


BVD jetzt anzeigepflichtig

Erhebliche wirtschaftliche Schäden durch die Bovine Virusdiarrhoe (BVD) • Entwurf einer Bundesverordnung in Vorbereitung

Nach aktuellen Angaben haben 70 bis 80 Prozent aller Rinder im Laufe ihres Lebens Kontakt mit dem BVD-Virus. Experten schätzen die wirtschaftlichen Schäden, die durch BVD hervorgerufen werden, je nach Situation im Bestand auf 20 bis 25 Euro, ja sogar bis auf 75 Euro je Kuh und Jahr. In akut betroffenen Betrieben können die Verluste diesen Wert sogar noch deutlich übersteigen. Die BVD ist damit eine der wirtschaftlich bedeutsamsten Erkrankungen in der Rinderhaltung.

Nachdem bisher in verschiedenen Bundesländern zumeist freiwillige Bekämpfungsprogramme – mit unterschiedlichem Erfolg – durchgeführt wurden, soll die Bekämpfung nun intensiviert werden. Die Aufnahme der BVD in die Liste anzeigepflichtiger Krankheiten im November vergangenen Jahres, stellt dabei nur einen ersten Schritt dar. Weitere Maßnahmen sollen in einer eigenen BVD-Verordnung auf Bundesebene geregelt werden, die nach einem ersten Entwurf u. a. die Untersuchungspflicht, ein Tötungsgebot für persistent infizierte (PI) Tiere, epidemiologische Nachforschungen sowie die Impfung mit dem Ziel der Verhinderung intrauteriner Infektionen vorsieht.

Infektionsketten unterbrechen

Wesentliche Eckpfeiler der Bekämpfung sind das frühzeitige Erkennen und Entfernen persistent infizierter Tiere sowie die Impfung der weiblichen Nachzucht um die Infektionsketten zu unterbrechen und die Entstehung neuer PI Tiere zu verhindern. Ziel ist dabei zunächst der„BVD-unverdächtige Bestand”, der zwar frei vom Virus, nicht jedoch von Antikörpern (durch die Impfung) ist. Der Status „BVD-frei” (das heißt frei von Virus und Antikörpern) sollte nach Auffassung von Experten erst dann angestrebt werden, wenn die Bekämpfung flächendeckend zu einer Zurückdrängung des Erregers geführt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ein Verzicht auf die Impfung aufgrund der hohen Prävalenz des Virus und der damit verbundenen Gefahr von Reinfektionen für die meisten Betriebe nicht empfohlen werden.

Reinfektionen verhindern

Infektionsmöglichkeiten bestehen z.B. bei Weidegang durch Kontakt mit Nachbartieren oder Wildwiederkäuern, bei Tierschauen oder beim Kontakt mit Schafen und Ziegen. Auch durch den Zukauf von Tieren kann das Virus in den Bestand eingeschleppt werden. Selbst äußerlich gesund erscheinende Tiere können infiziert sein.

Nur etwa 50% der PI Tiere zeigen eine verzögerte Entwicklung, die übrigen sind – zum Teil über lange Zeiträume – klinisch unauffällig. Auch durch eine Blutuntersuchung auf Virus können infizierte Tiere nicht zu jedem Zeitpunkt sicher erkannt werden, so kann das Virus bei persistent infizierten Kälbern in den ersten Lebensmonaten durch maternale Antikörper maskiert sein. Neue Untersuchungsmethoden versuchen diese „diagnostische Lücke” zu schließen.

Besondere Vorsicht ist auch beim Zukauf tragender Kühe oder Rinder geboten. Diese können ein virämisches Kalb in sich tragen und so das Virus wie ein „Trojanisches Pferd” unerkannt in den Betrieb einschleppen.

Symptome und Krankheitsbilder der BVD

Fruchtbarkeitsstörungen
Wiederholtes Umrindern, Aborte, Missbildungen

Jungtierprobleme
Lebensschwache Neugeborene, Kümmerer

Schwächung des Immunsystems
Rindergrippe, Mastitis

Leistungsdepressionen
Nachlassende Milchleistungen und schlechtere Zunahmen

Mucosal Disease (MD)
Lebenslange und massenhafte Virusverbreitung durch dauerhaft infizierte Rinder, die in Folge an der unheilbaren Schleimhauterkrankung Mucosal Disease (MD) erkranken und sterben

Hämorrhagisches Syndrom
Ausgelöst durch BVDV-Typ 2-Infektion, gekennzeichnet durch ausgeprägte Blutungsneigung im Zusammenhang mit einer hochgradigen Thrombozytopenie