BfT Special Nr. 38 / Juni 2006
AfT Frühjahrssymposium - Neue Ansätze in der Endokrinologie
Die Endokrinologie beschäftigt sich mit der Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen endokriner Drüsen und der durch sie gesteuerten hormonellen Abläufe. Das diesjährige AfT-Frühjahrssymposium gab einen aktuellen Überblick zum wissenschaftlichen Stand über dieses vielschichtige Thema.
Stellvertretend für eine Vielzahl von Krankheitsbildern im Zusammenhang mit den Funktionsstörungen der Nebennierenrinde wurde die Wirkungsweise des Glukokortikoids Kortisol und als bekanntestes Krankheitsbild das sich aus einer erhöhten Kortisolsekretion ergebende Cushing-Syndrom beim Hund erläutert. Mit ca. 80 - 85 Prozent häufigste Ursache des Cushing-Syndroms oder auch Hyperadrenokortizismus (HAC) ist eine vermehrte Ausschüttung des Adrenocorticotropen Hormons (ACTH) durch die Hypophyse. In 15 - 20 Prozent der Fälle ist ein primärer Nebennierentumor Ursache des HAC. Am meisten betroffen sind Pudel, Dackel und kleine Terrierrassen. Während hypophysär bedingte Erkrankungen vor allem bei Hunden im mittleren Alter (7-9 Jahre) auftreten, sind Nebennierentumore eher bei etwas älteren Tieren (11-12 Jahre) zu finden. Klassische Symptome der Überfunktion sind Polyurie und Polydipsie, Polyphagie, durch Muskelschwäche bedingte Veränderungen der Statur wie Pendelbauch, allgemeiner Muskelverlust, Hautveränderungen, Hecheln und Lethargie.
Es stehen eine Reihe zuverlässiger Diagnoseverfahren und -tests zur Verfügung wie z.B. die Hämatologie, das Chemieprofil oder die Harnanalyse. Starke Veränderungen der Nebennieren sind auch auf dem Röntgenbild bzw. mit Ultraschall erkennbar. Für eine sichere Diagnose sind aber bestätigende Tests wie der ACTH Stimulationstest oder der Low-dose Dexamethason Suppressions Test empfehlenswert. Eine Therapie kann durch entsprechende, auch speziell für den Veterinärbereich entwickelte Medikamente erfolgen. Regelmäßige Kontrollen des Patienten sind dabei wichtig, um eine optimale Dosierung zu gewährleisten.
Neben dem Cushing-Syndrom beim Hund ist der Diabetes Mellitus eine der häufigsten Endokrinopathien. Beim Hund entsteht diese Erkrankung ähnlich wie der Typ 1 Diabetes des Menschen vor allem durch die Zerstörung der Beta-Zellen, die meisten Katzen leiden dagegen unter einem dem humanen Typ 2 ähnlichen Diabetes, der mit großer Wahrscheinlichkeit auch durch vergleichbare Risikofaktoren gefördert wird. Einer der wichtigsten Auslöser für Diabetes scheint dabei Übergewicht sowie mangelnde Bewegung zu sein. Ein weiterer Faktor, der zum Abfall der Insulinsekretion beiträgt, ist die so genannte Glukosetoxizität. Hohe Glukosegehalte im Blut führen zu einer direkten Schädigung der Beta-Zelle. Diese Schädigung ist zu Beginn der Erkrankung reversibel, was die häufig festzustellenden transienten Diabetesverläufe bei Katzen und gute Therapieerfolge bei frühzeitigem Behandlungsbeginn erklärt.
Eine Therapie sollte unmittelbar nach der Diagnosestellung erfolgen. Neben Medikamentenapplikationen sind diätetische Maßnahmen besonders Erfolg versprechend. Vor allem bei Katzen hat sich gezeigt, dass Diäten mit stark reduziertem Kohlehydratgehalt sehr günstig wirken und die Rate transienter Diabetesverläufe spürbar steigern.
Ein ausführlicher Tagungsbericht ist unter www.aft-online.net veröffentlicht.