BfT Special Nr. 41 / Juni 2007


Mehr Menschen wollen satt werden

Bedarf an tierischem Protein wird steigen - Neue Anforderungen an Tiergesundheitsindustrie

Auf unserem Planeten wird es in den nächsten Jahrzehnten erheblich enger werden. Bis 2050 soll die Weltbevölkerung von heute sechs auf etwa neun Milliarden Menschen anwachsen. Mit einem stark steigenden Bedarf an tierischem Protein zur menschlichen Ernährung ist zu rechnen.

So wird sich nach aktuellen Schätzungen der Bedarf an Milch bis zum Jahr 2100 verdoppeln, der Bedarf an Fleisch wird um den Faktor 2,5, der Bedarf an Eiern sogar um den Faktor 3 zunehmen. Vor allem in den sich entwickelnden Ländern besteht noch erheblicher Nachholbedarf.

Auch die Tiergesundheitsindustrie wird sich dieser enormen Herausforderung stellen und weltweit wirksame Strategien zur Gesunderhaltung der Tiere entwickeln müssen. Die Impfung als Präventionsmaßnahme nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein, da tierisches Protein zu wertvoll ist, als dass es durch Keulungsmaßnahmen der menschlichen Ernährung entzogen werden darf.

Wachsender Tierseuchendruck

Insbesondere orale Impfstoffe zur Bekämpfung der Geflügelpest werden als dringend erforderlich gesehen, weil der Seuchendruck sich derzeit durch den wachsenden Agrarhandel und den Klimawandel, der es den Seuchenvektoren erlaubt, neue Lebensräume zu suchen, verstärkt. Darüber hinaus muss durch die zunehmende Globalisierung mit dem Auftreten neuer oder bereits ausgerottet geglaubter Tierseuchen gerechnet werden. Ein aktuelles Beispiel für diese Entwicklung ist der Vormarsch der Blauzungenkrankheit. Ganz entscheidend für das vermehrte Auftreten von Tierseuchen scheint auch der Tourismus und der damit einhergehende Import exotischer Tiere und Pflanzen zu sein.

Neue Perspektiven

Auch im Hinblick auf die menschliche Gesundheit hat die Tiergesundheit eine große Bedeutung. Nach neuen Erkenntnissen stammt ein Großteil der neu beim Menschen auftretenden Erreger aus tierischen Reservoiren. Die Möglichkeit, dass weitere Tierkrankheiten wie schon HIV oder SARS auf den Menschen überspringen könnten, kann nicht ausgeschlossen werden.

Neue Perspektiven für die Seuchenbekämpfung und innovative Impfstrategien eröffnet das Diagnoseverfahren PCR (Polymerase Kettenreaktion), da mit dieser Methode zwischen kranken und geimpften Tieren unterschieden werden kann. Trotz des wissenschaftlichen Kenntnisstandes, dass der Verzehr von Fleisch geimpfter Tiere unbedenklich ist, sind Lockerungen der Handelsbeschränkungen jedoch noch nicht in Sicht. Dies verhindert derzeit noch die breit angelegte Umsetzung wirksamer Impfpläne für eine Reihe von wichtigen Tierseuchen.