BfT Special Nr. 44 / Juni 2008
Human- und Veterinärmedizin differenziert betrachten
Veterinär- und Humanarzneimittelmarkt unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Beide Bereiche zeichnen sich durch einen hohen Standard bei der Produktentwicklung aus. Wachsende regulatorische Eingriffe sowie bürokratische Hürden gefährden inzwischen aber mehr und mehr die Entwicklung innovativer Produkte für den Veterinärmarkt, insbesondere für den Nutztierbereich.
Negativ wirkt sich vor allem die pauschale Gleichbehandlung der Human- und Veterinärmedizin aus, bei der beispielsweise nicht hinterfragt wird, unter welchen Bedingungen bestimmte Präparate eingesetzt werden. Auch der Unterschied der finanziellen Ressourcen beider Industrien bleibt unberücksichtigt. Besonders betroffen davon sind Medikamente, die für die Behandlung Lebensmittel liefernder Tiere benötigt werden. Extrem hohe Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Wirksamkeit und Umweltverträglichkeit verlängern nicht nur die Zulassungsverfahren um Jahre, sondern erhöhen in starkem Umfang auch die Zulassungskosten. In den vergangenen 15 Jahren stiegen die Kosten durch regulatorische Vorgaben um 150 Prozent an, defensive Forschungs- und Entwicklungskosten beanspruchten zwischen 20 und 35 Prozent der Ressourcen. Dies alles hat zu einer Fokussierung auf Hobbytierprodukte und die wichtigsten Indikationen bei den wirtschaftlich bedeutenden Tierarten geführt, insgesamt erreichen immer weniger innovative Produkte den Markt.
Positives Umfeld für Produktentwicklungen schaffen
Eine 1:1-Übertragung von Anforderungen aus dem Human- auf den Veterinärbereich führt also zunehmend zu besonderen Belastungen. Sinnvoll wäre es dagegen, durch differenziertere und an die speziellen Bedürfnisse des Veterinärsektors angepasste Betrachtungsweisen diesen zu unterstützen. Die "International Federation for Animal Health" (IFAH) hat in der Broschüre "Promoting a positive environment for veterinary medicines" die Argumente zusammengefasst und gibt einen Überblick über Marktzahlen und Kosten der Überregulation.