BfT Special Nr. 45 / Okotober 2008


BfT Special Nr. 45 / Oktober 2008


Tiergesundheitsstrategien für die Zukunft

IFAH-Europe Jahreskonferenz präsentierte neue Konzepte und Modelle

Die Referenten der IFAH-Europe Jahreskonferenz beleuchteten in diesem Jahr in ihren Vorträgen die Anforderungen an die Tiergesundheit aus verschiedenen Blickwinkeln.

Dr. J. Lubroth von der Food and Agriculture Organisation der UN (FAO) zeigte sehr eindrucksvoll auf, wie wichtig die strategische Bekämpfung von Krankheiten insbesondere in den Entwicklungsländern ist.

Die Tierhaltung stelle in diesen Ländern oftmals die Lebensgrundlage für einen Großteil der Bevölkerung dar. Sie trage dazu bei, die Versorgung mit tierischen Proteinen sicherzustellen und die Armut zurückzudrängen. Häufig gebe es schwierige Bedingungen im Hinblick auf die Tiergesundheit, da politische Unterstützung, tierärztliche Infrastrukturen und spezielle Kenntnisse fehlten.

An erster Stelle gelte es, grenzüberschreitende Tierseuchen in den Griff zu bekommen. Sie verursachten einen hohen wirtschaftlichen Schaden in den ohnehin armen Ländern. Auch könnten die betroffenen Staaten ansonsten nicht am internationalen Handel beteiligt werden. Als bedeutende Krankheiten seien nicht nur die klassischen Tierseuchen wie die Maul- und Klauenseuche, Rinderpest oder Schweinepest, sondern auch Zoonosen wie die Brucellose oder das Nipah Virus zu nennen.

Frühzeitig eingreifen

Die FAO arbeite gemeinsam mit der World Organisation for Animal Health (OIE) in einem internationalen Netzwerk zusammen, um das Seuchengeschehen in den Entwicklungsländern mit wirksamen Bekämpfungsstrategien in den Griff zu bekommen und die schwersten Tierseuchen auszumerzen. Ein Frühwarnsystem solle in einem ersten Schritt Trends beim Auftreten von Seuchen analysieren, dann die Faktoren bestimmen, die für die Verbreitung von Krankheiten verantwortlich sind und schließlich entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Nur so könne es gelingen, das Seuchen-geschehen einzudämmen. Dies liege nicht nur im Interesse der Entwicklungsländer, sondern sei auch notwendig, um Gefahren für die menschliche Gesundheit und Tiergesundheit in anderen Teilen der Welt abzuwehren. 

Wachsende Ansprüche

Die Erhaltung der Tiergesundheit in einer globalisierten Welt mit einer intensiven Landwirtschaft stelle steigende Anforderungen an die Tiergesundheit, erläuterte Dr. K.J. Varma, Intervet/Schering-Plough Animal Health. Die Diskussion sei beeinflusst von wachsendem Einkommen, Klimawandel, hohen Energiepreisen und einer wachsenden Weltbevölkerung. Die Verbraucher hätten hohe Ansprüche an die Qualität und Vielfältigkeit von Lebensmitteln. Die  Lebensmittelindustrie reagiere darauf mit einem hohen Spezialisierungsgrad mit der Folge, dass in zunehmendem Maße lebensmittelliefernde Tiere und Produkte in und zwischen den Staaten gehandelt würden. Neue Ansätze in der Infektionsmedizin seien notwendig, um die Tiergesundheit und damit die erwünschte Lebensmittelqualität auf dem hohem Standard zu halten. Die Wirksamkeit von Antibiotika müsse durch sorgsamen Umgang erhalten werden. Darüber hinaus müssten neue Wege wie die Stärkung des Immunsystems, die Hemmung von Resistenzfaktoren oder die Auflösung von Biofilmen weiter entwickelt werden.

Kooperationen sind gefragt

Im Impfstoffbereich habe man mit gentechnologischen Herstellungsverfahren eine neue, äußerst wirksame Generation von Produkten schaffen können. Neue Formulierungen und Verabreichungsformen verbesserten die Wirksamkeit und Sicherheit und erweiterten die Einsatzbereiche moderner Impfstoffe.

Die effektive Bekämpfung infektiöser Krankheiten erfordere eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Behörden und Landwirtschaft, erläuterte der Referent. Hier gebe es Erfolg versprechende Ansätze. Das Problem, wie Produkte von geimpften Tieren gehandelt werden könnten, sei für eine Reihe von Impfungen allerdings noch immer nicht gelöst.

Am Ende seines Vortrages wies Varma auch darauf hin, dass der immer anspruchsvoller werdende Verbraucher von heute mehr Transparenz und Informationen zum Thema Lebensmittelsicherheit und Tierhaltung einfordere. Aufgabe der Industrie sei es, den Beitrag der Tierarzneimittelindustrie zur Lebensmittelsicherheit und den sich daraus ergebenden Nutzen für Tier und Mensch entsprechend stärker zu kommunizieren.