BfT Special Nr. 49 / Februar 2010
Kommentar: Impfen oder nicht impfen?
Eine Erfolgsstory der Tierseuchenbekämpfung könnte abrupt zu Ende gehen; die Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit wird ab 2010 aufgehoben. Selten zuvor hat das koordinierte Vorgehen von Bundes- und Länderbehörden, Tierärzten und forschender Industrie zu einem so durchschlagenden Erfolg geführt wie der Einsatz von BTV-Impfstoffen. Von mehr als 20.000 Erkrankungen bei Wiederkäuern im Jahr 2007 sank die Zahl der Neuinfektionen auf 9 aktenkundige Ansteckungen im Jahr 2009.
Übereinstimmend wird für diese drastische Reduktion die erfolgreiche Impfung verantwortlich gemacht. Deshalb haben sich auch Tierärzte, Züchter und das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) nachdrücklich für die Fortführung der Pflichtimpfung über 2009 hinaus ausgesprochen. Auch der Bundestag kritisiert die Entscheidung des Bundesrates. Das FLI kommt in seiner Risikoabschätzung zum Schluss, dass nur bei einer Fortführung der Pflichtimpfung die Chance besteht, den Erreger endgültig zu tilgen. Eine freiwillige Impfung in den kommenden Jahren wird als nicht geeignet betrachtet, dieses Ziel zu erreichen.
Es mutet paradox an, wenn das Land Niedersachsen trotz Zustimmung zur Abschaffung der Impfpflicht im Bundesrat jetzt die Impfung durch Erstattungen der Ländertierseuchenkasse stimulieren will. Die Blauzungenwallfahrt der Bayern zur Schwarzen Madonna in Altötting mag, wie Bauernpräsident Sonnleitner kommentierte, „dem Seelenheil dienen“. Einen Beitrag zur erfolgreichen Tierseuchenbekämpfung kann sie nicht leisten. Hier helfen nur naturwissenschaftlich begründete Impfregime. Diese Tatsache hat der Bundesrat wissentlich negiert. (ms)