BfT Special Nr. 50 / Juni 2010


Kommentar: Im Sommer wärmer als im Winter

Die Tierarzneimittelindustrie unterstützt die Erfassung der jährlich abgegebenen Mengen an Antibiotika. Der Verband hat deshalb eigeninitiativ in den vergangenen Jahren mehrfach die entsprechenden Daten abgeschätzt und als jährliche Verkaufsmengen publiziert. Dies war dem Gesetzgeber offensichtlich nicht gut genug. Mit Zustimmung des Bundesrates wurde im vergangenen Februar die so genannte DIMDI Arzneimittelverordnung verabschiedet, die Hersteller und Vertreiber verpflichtet, nach den ersten beiden Ziffern der Postleitzahl aufgegliedert, die jährlichen Verkaufsmengen zu melden.

Welch ein Zugewinn an Erkenntnis. Es ist unschwer voraus zu sagen, dass in Wein- und Ackerbaugebieten wie der Pfalz erheblich weniger Antibiotika abgegeben werden als in viehdichten Regionen in Nord-West-Deutschland. Ein Veterinärstatistiker nannte deshalb die Aussagekraft einer solchen Erhebung „so relevant, wie die Erkenntnis nach langjähriger penibler Temperaturmessung, dass es im Sommer wärmer sei als im Winter“. Aussagen zur Resistenzentwicklung können nach Messung des Einsatzes beim Tier im Einzelbetrieb gemacht werden, nicht durch Postleitzahlen summierte Abgabemengen.

Was also bezweckt insbesondere der Bundesrat mit dieser Verordnung? Will man durch die Ergänzung der Meldepflicht auf verschiedene pharmakologisch wirksame Substanzen Anhaltspunkte erhalten, wer wie viel von was abgibt? Neben der datenschutzrechtlichen Problematik einer solchen Erhebung fragt man sich, ob diese Vorschrift einen Beitrag zum politisch gewollten Bürokratieabbau darstellt. (ms)