Kommentar: Innovationshemmnisse
Die EU-Kommission hat in einer Mitteilung erklärt, dass die Europäische Union dafür sorgen müsse, dass die Industrie im 21. Jahrhundert einen Aufschwung nimmt und der Anteil am BIP von zur Zeit 15,6 Prozent wieder ansteigt. So weit so richtig, allerdings hat der Rückgang des industriellen Beitrags am BIP handfeste Gründe, die für alle industriellen Sektoren zutreffen.
Der europäische Verband der Tiergesundheitsindustrie hat in seiner letzten Untersuchung zur globalen Wettbewerbsfähigkeit des Tiergesundheitssektors klare Aussagen getroffen. Als Wettbewerbs- und Innovationshemmnisse werden gesehen: anhaltend hohe Forschungs- und Entwicklungskosten (F+E) zur Aufrechterhaltung der Zulassungen; wachsende bürokratische Belastungen durch die Pharmakovigilanz; fehlende Harmonisierung innerhalb Europas; Bevorzugung generischer Zulassungen durch die 2004-Tierarzneimittelrichtlinie und zunehmende Unwägbarkeiten für die Antibiotikaforschung durch nationale und europäische Politiken.
In Deutschland sind 2012 die Umsätze für Antibiotika deutlich gefallen, bedingt durch den politischen Druck auf die Anwendung, aber auch durch den Preisdruck des ganz überwiegend von Generika dominierten Marktes.
In einem solchen Umfeld erhebliche Summen in Forschung und Entwicklung von neuen antibiotischen Wirkstoffen zu investieren, kommt einem Glückspiel gleich. Kaum jemand wird erwarten, dass globale Unternehmen dieses Risiko eingehen. Als Ergebnis ist zu befürchten, dass Innovation in diesem Segment zum Erliegen kommt und im Ernstfall neue wirksame Antibiotika fehlen. (ms)