Innovationsoffensive für Deutschland und Europa

Mehr Akzeptanz für Wagniskapital

Rund 10,5 Milliarden Euro hat die chemische Industrie 2013 für Forschung und Entwicklung ausgegeben – ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Fast 44.500 Menschen forschten an neuen Produkten und Verfahren. Das sind beeindruckende Zahlen. 

Doch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) sieht ein noch wesentlich größeres, bislang noch ungenutztes Potenzial. Ein „innovationsfeindliches“ gesellschaftliches und politisches Umfeld sowie eine fehlende Forschungsförderung hemmen nach Meinung des VCI zwingend notwendige Entwicklungen, und damit neues unternehmerisches Wachstum und internationale Wettbewerbskraft.

Die Industrie macht auf vielen Feldern Handlungsbedarf aus. Sie sieht die Finanzierung vor allem für kleine und mittelständische Betriebe gefährdet, besonders betroffen davon sind die sogenannten Start-ups, weil zufriedenstellende Regelungen für Wagniskapital fehlen. Das in diesem Zusammenhang im Koalitionsvertrag angekündigte Gesetz wurde bislang noch nicht verabschiedet. In Staaten wie Finnland, Irland oder Israel investieren private Anleger bereits erheblich mehr Wagniskapital als in Deutschland.

„Ohne Rückenwind für neue Ideen und innovative Technologien läuft Deutschland Gefahr, von einem weltwirtschaftlichen Spitzenplatz auf einen der hinteren Ränge abzurutschen.“ So formulierte es kürzlich der VCI-Präsident Marijn Dekkers während des diesjährigen Parlamentarischen Abends des Verbandes in Berlin. 

Innovationen verhindern Stillstand 

Der Nutzen innovativer Entwicklungen ist indes unbestritten. Dies gilt auch in besonderem Maße für die Tiergesundheitsindustrie, die rund zehn Prozent ihres Umsatzes in Forschung & Entwicklung investiert. Gerade in der jüngsten Vergangenheit konnten beispielsweise moderne Impfstofflösungen und Weiterentwicklungen zur Parasitenbekämpfung wesentlich zur Gesundheitsvorbeuge beitragen. Eine wirksame Seuchenbekämpfung, tiergerechte Darreichungsformen, verantwortliche Antibiose-Konzepte oder Produkte zur Behandlung von Diabetes und anderen Stoffwechselstörungen oder allergischen Hauterkrankungen für Hobbytiere sind ebenfalls Erfolge innovativer Forschung der Tiergesundheitsindustrie. Im Nutztierbereich hat dies zudem unmittelbare Auswirkungen auf die Sicherheit von Lebensmitteln tierischer Herkunft. Erkenntnisse aus der Biotechnologie wirken beschleunigend und kostenreduzierend auf dem Weg von der Grundlagenforschung bis zur Praxisreife. Die Bekämpfung neuer Erreger wird durch sie häufig überhaupt erst möglich. 

Europäische Aufgabe 

Forschung & Entwicklung ist kein nationaler Alleingang. Die Forderung nach einem innovationsfreundlichen Umfeld stellt sich auch auf europäischer Ebene. Zur Förderung der Innovation hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) im vergangenen Jahr eine Ad Hoc Expertengruppe für neue Tierärztliche Therapien (ADVENT) ins Leben gerufen. Die Task Force soll die Entwicklung neuartiger Tiergesundheitsprodukte, wie beispielsweise auf Basis von Stammzellen oder monoklonaler Antikörper, unterstützen und Leitlinien zu den Zulassungsanforderungen dieser Tierarzneimittel zur Verfügung stellen. Ihre Arbeit setzt bereits in der Grundlagenforschung ein.

Seit Jahren arbeitet inzwischen der Ausschuss für Tierarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Veterinary Use, CVMP) der EMA. Ein besonderes Augenmerk lag dabei u. a. auf der zentralen Zulassung neuartiger Tierarzneimittel. Mehr als 180 positive Stellungnahmen zur Zulassung neuer Tierarzneimittel wurden seither abgegeben. Für mehr als 800 Wirkstoffe wurden Empfehlungen zur Festlegung von Rückstandshöchstmengen (MRLs) erarbeitet. Aktuell hat die Europäische Kommission in einem Revisionsvorschlag zum europäischen Tierarzneimittelrecht außerdem Veränderungen vorgesehen, die u. a. den administrativen Aufwand reduzieren und so Ressourcen für Innovationen verfügbar machen sollen.