Tollwut - eine gezähmte Zoonose

Die Chance, die gesamte Welt von der Tollwut zu befreien, wird als realistisch eingeschätzt 

Die klassische Tollwut konnte in der Europäischen Union mit Hilfe vielfältiger Maßnahmen weitgehend zurückgedrängt werden. Weltweit spielt sie jedoch mit rund 60.000 Todesfällen bei Menschen, insbesondere in Afrika und Asien, noch immer eine bedeutende Rolle. Die „Global Alliance for Rabies Control“ hat sich das Ziel gesteckt, bis 2020 die Zoonose vollständig auszurotten. 

Die Tollwutbekämpfung in Europa kann zu Recht als Erfolgsmodell bezeichnet werden. Seit 2008 gilt Deutschland wie viele andere west- und mitteleuropäische Länder offiziell als frei von klassischer Tollwut. Dies unterstrich auch der stellvertretende Direktor der Generaldirektion Gesundheit der Europäischen Kommission Ladislav Miko anlässlich des 10. Welt-Tollwut-Tages im vergangenen Jahr. 

Wichtige Bausteine der erfolgreichen Bekämpfungsstrategie sind die Anzeigepflicht, regelmäßige Impfungen von Hunden, Regelungen zum Reiseverkehr und die Tierseuchenüberwachung sowie die flächendeckende Köderimpfung bei Füchsen. Schutzmaßnahmen sind weiterhin notwendig, um eine Wiedereinschleppung der Seuche beispielsweise durch Wildtiere oder illegal eingeführte Hunde aus Tollwutgebieten zu vermeiden. So traten 2012 in Griechenland nach 25 Jahren Tollwutfreiheit wieder Fälle auf, die möglicherweise auf Tollwutgeschehen in angrenzenden Ländern zurückzuführen sind. Positive Befunde bei Füchsen gab es im selben Jahr auch in Polen und Rumänien. Die Europäische Kommission wird aus diesem Grund die erfolgreichen Programme in den EU-Mitgliedstaaten und in Grenzgebieten zu Drittländern weiter unterstützen. 

Man geht davon aus, dass zur sicheren Elimination der Tollwut rund 70 Prozent aller Hunde geimpft sein müssen. Dieser Wert ist beispielsweise in Osteuropa noch nicht erreicht. Hier spricht man von einer Impfabdeckung von 63 Prozent. 

Besondere Herausforderungen sind auch alternative dezentrale Nachweisverfahren sowie die Überwindung logistischer Probleme (fehlende Infrastruktur, Laborkapazitäten, mangelnde Kontrollmöglichkeiten) vor allem in Afrika. 

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Die „Verwandten“ der klassischen Tollwut  

Tollwut (Rabies) ist eine lebensgefährliche Zoonose. Überträger des klassischen Tollwut-Erregers, des Rabies-Virus aus der Gattung der Lyssa-Viren, sind Säugetiere wie Füchse oder Hunde. Mögliche Überträger mit Vektorkompetenz können auch invasive Spezies wie der Waschbär sein. Neben der klassischen (terrestrischen) Tollwut kommen weltweit auch bei einigen Fledermausarten verwandte Tollwutviren vor. In Europa handelt es sich hier um die Europäischen Fledermaustollwutviren (EBLV) 1 und 2, die auch auf den Menschen übertragen werden können. In Europa wurden bislang laut Friedrich-Loeffler-Institut fünf derartige Fälle von Erkrankungen von Menschen dokumentiert. 

BU:

Die Tollwut wurde in Mittel- und Westeuropa durch systematische Impfung erfolgreich verdrängt.