Diabetes

Die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus (DM) gehört zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen bei der Katze. Typische Symptome sind vermehrter Hunger und Durst, vermehrter Urinabsatz und Gewichtsverlust, Lethargie und allgemeine Schwäche. Bei der Katze kann Diabetes auch zu einer Schwäche der Hintergliedmaßen führen.

Schon in der Antike kannten die Ärzte das Krankheitsbild vom „honigsüßen Durchfluss“, wie Diabetes mellitus übersetzt heißt. Doch was genau geschieht im Körper?

Zucker beziehungsweise Glukose ist der Hauptenergielieferant des Körpers. Das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin ist für den lebenswichtigen Transport der Glukose in die Körperzellen verantwortlich. Fehlt Insulin oder besteht eine Insulinresistenz, kann die Glukose (Traubenzucker) nicht mehr in die Zellen gelangen und reichert sich zunächst im Blut an (Hyperglykämie). Ab einem gewissen Grenzwert wird die Rückgewinnungskapazität in den Nierenkanälchen der Niere überschritten und es kommt zur Zuckerausscheidung im Harn (Glukosurie). Mit der Glukose wird auch vermehrt Wasser über den Harn ausgeschieden, die Urinmenge steigt an (Polyurie). Der erhöhte Wasserverlust wiederum muss durch eine vermehrte Wasseraufnahme (Polydipsie) ausgeglichen werden. Das Tier trinkt also deutlich mehr als üblich. Der Glukosemangel im Gehirn, speziell im Sättigungszentrum im Hypothalamus, führt darüber hinaus zu Hunger und gesteigerter Nahrungsaufnahme (Polyphagie). Das erklärt, warum diabetische Katzen sehr viel mehr fressen. Infolge der gestörten Glukoseverwertung versucht der Körper aber auch, den Energiemangel durch Abbau von Proteinen (vor allem aus der Muskulatur) und Fett zu kompensieren. Dies führt trotz erhöhter Nahrungsaufnahme zu Abmagerung (Kachexie).

Nicht jeder Diabetes mellitus ist gleich

Man unterscheidet bei Diabetes mellitus drei Typen, deren Klassifikation sich an der Einteilung der Diabetes-Typen des Menschen orientiert.

Typ-1 Diabetes beschreibt einen absoluten Insulinmangel, der bei Katzen aber seltener vorkommt. Typ 1-Diabetes ist meist angeboren.

Die zweite Form wird als Diabetes Typ-2 oder relativer Insulinmangel bezeichnet. Typ 2 ist mit etwa 70-80 % der diabeteskranken Katzen die häufigste Form von Diabetes bei Katzen. Es wird zwar ausreichend Insulin produziert, dieses zeigt jedoch nur eine geringe Wirkung aufgrund einer Insulinresistenz der Körperzellen, das bedeutet, die Körperzellen reagieren nicht so auf das Insulin, wie es notwendig wäre. Der Typ 2-Diabetes der Katze wird mit großer Wahrscheinlichkeit durch vergleichbare Risikofaktoren gefördert wie beim Menschen. Dies sind Übergewicht und Bewegungsmangel. Ältere Katzen ab zehn Jahren sind häufiger betroffen als junge. Auch hormonelle Erkrankungen, chronische Entzündungen oder die Reaktion auf bestimmte Medikamente (z.B. Kortison) sowie die Kastration (insbesondere bei Katern) können das Risiko für Diabetes erhöhen. Für einige Rassen z.B. Burmesen wird ein gehäuftes Auftreten beschrieben, das möglicherweise genetische Ursachen hat.

Übergewicht ist die größte Gefahr

Adipöse Katzen haben ein 3.9fach größeres Risiko, einen Diabetes zu entwickeln als normalgewichtige Katzen. Eine der wichtigsten therapeutischen Begleitmaßnahmen ist deshalb eine Gewichtsreduzierung. Fütterungsversuche mit gesunden Katzen zeigten, dass es bei einer durchschnittlichen Gewichtszunahme von 1,9 kg zu einer Abnahme der Insulinempfindlichkeit um 50% kommt.

Als weitere Form des Diabetes werden spezifische Diabetestypen zusammengefasst, bei denen Diabetes als Folge einer anderen Grunderkrankung auftritt (z.B. bei einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse oder bestimmten hormonellen Erkrankungen).

So kontrolliert man die Krankheit

Bei Verdacht auf Diabetes wird der Tierarzt zunächst den Blutzuckergehalt messen. Ist der Blutzuckergehalt erhöht (Hyperglykämie), sollte möglichst bald mit der Therapie begonnen werden, denn eine anhaltende Hyperglykämie ist schädlich für den Körper und verschlimmert die Erkrankung. Je eher Diabetes mellitus erkannt und behandelt wird, desto besser kann man Folgeschäden vorbeugen. Bei Erkennung in einem sehr frühen Stadium können die Krankheitserscheinungen bei einem Teil der Katzen sogar verschwinden, so dass diese keine Medikamente mehr benötigen. Man spricht dann von Remission. Die Tiere bleiben jedoch gefährdet, Diät und regelmäßige Blutzuckerkontrollen sollten daher unbedingt fortgeführt werden.

Für die Behandlung des Diabetes bei Katzen gibt es zwei verschiedene Behandlungsansätze. Zum einen gibt es speziell für Katzen zugelassene Insuline, die täglich als Injektion verabreicht werden. Ein anderer Behandlungsansatz besteht in einem oral zu verabreichenden Medikament, das die Zuckerausscheidung über die Niere erhöht, und so den Blutzuckerspiegel senkt. Der Tierarzt wird entscheiden, welche Behandlungsform für die jeweilige Katze, die am besten geeignete ist.

Die Gabe der Medikamente kann der Tierhalter nach entsprechender Einweisung zu Hause selbst durchführen. Auch Blutzuckerkontrollen können nach entsprechender Einweisung durch den Tierhalter selbst durchgeführt werden. Außerdem sollte der Tierhalter die Trinkmenge und das Fressverhalten beobachten und das Tier einmal pro Woche wiegen. Verstärken sich trotz Behandlung die Symptome, kann man davon ausgehen, dass die Diabeteseinstellung ungenügend ist. Dann muss das Tier dem Tierarzt erneut vorgestellt werden.

Zur Kontrolle sind vor allem zu Beginn der Behandlung regelmäßige Blutzuckeruntersuchungen in kürzeren Zeitabständen erforderlich. Ist das Tier gut eingestellt, reichen für die regelmäßigen Kontrollen viertel- oder halbjährliche Tierarztbesuche aus. Risikopatienten lassen sich mit einem Blutglukose-Screening lückenlos überwachen. Moderne Glukosemonitoring-Verfahren sind stressfreier als etwa die regelmäßige Blutentnahme. Das Monitoring wird in der Regel 14 Tage lang durchgeführt.

Die Kontrolle des Krankheitsverlaufes kann der Tierhalter selbst mit einem Diabetes Check unterstützen. Online-Tagebücher und Apps können die Aufzeichnungsarbeit erleichtern.

Mit der richtigen Fütterung zum Erfolg

Wichtig bei der Fütterung diabetischer Patienten ist die ausreichende Energiezufuhr, eine konstante Zusammensetzung des Futters sowie eine gute Schmackhaftigkeit. Untersuchungen bei der Katze haben gezeigt, dass die Fütterung einer proteinreichen, kohlenhydratarmen Diät eine bessere Einstellung und eine niedrigere Insulindosis ermöglicht. Diabetische Katzen können, sofern sie nicht übergewichtig sind, mengenmäßig normal gefüttert werden.

Bei übergewichtigen (adipösen) Katzen sollte eine sanfte Gewichtsreduktion durchgeführt werden (ein bis zwei Prozent des Körpergewichts/Woche). Aber nicht nur übergewichtige Tiere sollten abnehmen, sondern untergewichtige auch so lange zunehmen, bis sie ihr Idealgewicht erreicht haben. Wichtig sind regelmäßige Fütterungszeiten und viele kleine Mahlzeiten, um die Schwankungen des Blutzuckerwertes zu minimieren. 10-20 kleine Portionen entsprechen dem natürlichen Fressverhalten der Katze. Spezielle Diätfuttermittel können Katzenhalter unterstützen.

 

Zuletzt aktualisiert: 29/04/2024



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Dr. Sabine Schüller
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