BfT Special Nr. 32 / Juni 2004


Das aktuelle Interview - Wie die Tollwut in den Griff bekommen?

Auch wenn in vielen europäischen Staaten die Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Tollwut gegriffen haben, kann vor allem mit Blick auf Osteuropa noch nicht überall Entwarnung gegeben werden. Der Blickpunkt sprach mit Dr. Adriaan Vos, Wildbiologe und Projektmanager beim Impfstoffwerk Dessau Tornau GmbH, über bereits angelaufene und noch notwendige Maßnahmen bei der Tollwutbekämpfung.

BLICKPUNKT: Wie beurteilen Sie aus epidemiologischer Sicht den derzeitigen Stand der Tollwutsituation in Europa?

Ad Vos: Die alten EU-Länder können im Prinzip mit Blick auf die klassische Tollwut als tollwutfrei bezeichnet werden. In Deutschland finden sich lediglich in Hessen und hier speziell im Frankfurter Raum, noch vereinzelt Tollwutfälle. Das hat sicher auch mit der speziellen Problematik eines urbanen Raumes bezüglich der Köderausbringung zu tun.

In den neuen EU-Staaten dagegen gibt es durchaus noch Probleme. Brennpunkte sind dabei die baltischen Länder. Auch vom Balkan und hier speziell von Kroatien aus, könnte es in den nächsten Jahren immer wieder zu Reinfektionen kommen. Das Problem verstärkt sich im Baltikum u.a. dadurch, dass nicht nur der Fuchs, sondern auch der Marderhund als Infektionsträger eine große Rolle spielt.

BLICKPUNKT: Gibt es mit Blick auf die EU-Osterweiterung konkrete Ansätze für eine systematische Bekämpfung der Tollwut und wie sehen diese aus?

Ad Vos: Ja, es laufen dort bereits seit einigen Jahren vor allem in Polen, Tschechien, Ungarn und auch Slowenien sehr wirkungsvolle und erfolgreiche Köder-Impfprogramme. Die EU wird diese und neue Anstrengungen in den neuen Mitgliedstaaten zukünftig auch finanziell unterstützen. Ich rechne hier mit einem starken wissenschaftlichen und informativen Transfer zwischen den alten und neuen Mitgliedstaaten. In die Bekämpfungskonzepte kann man insgesamt großes Vertrauen setzen und ich bin sicher, dass Erfolge in absehbarer Zeit sichtbar werden.