17.12.2020

Gesunde Zähne fördern das Wohlbefinden

Ein junges Kätzchen bekommt seine ersten Zähne im Alter von zwei bis drei Wochen. Bereits drei Monate später werden die 26 Milchzähne nach und nach durch die bleibenden Zähne ersetzt. Mit etwa sechs Monaten ist der Zahnwechsel abgeschlossen. Das bleibende Gebiss hat dann 30 Zähne. Typisch für fleischfressende Raubtiere sind die kräftigen Kiefermuskeln und die scharfen Zähne. Mit den stark ausgebildeten Reißzähnen (und deren an der Basis befindlichen Drucksensoren) können Fleisch und kleine Knochen zerkleinert werden. Zudem dienen die kleinen Eckzähne der Fellpflege.

Warum gesunde Zähne so wichtig sind

Ein tadelloses Gebiss ist nicht nur aus ästhetischen und hygienischen Gründen wünschenswert. Bekanntlich beginnt der Verdauungsprozess im Mund mit dem Aufnehmen, Zerkleinern und Einspeicheln der Nahrung. Deshalb sind ein funktionsfähiges Gebiss und eine gesunde Mundhöhle lebensnotwendig.

Im Maul leben jedoch viele Keime, hauptsächlich Bakterien und Protozoen, also winzige, einzellige Lebewesen. Diese Keime sind bereits bei jeder gesunden Katze anzutreffen und besiedeln Mundschleimhaut und Zähne. Man spricht auch von der sogenannten „Mundflora“. Mit dieser lebt die Katze normalerweise in friedlichem Einklang. Durch Selbstreinigung mittels Speichelfluss, Bewegungen der Zunge und der Backenschleimhaut, Abrieb durch Kauen und Nagen und durch körpereigene Abwehrmechanismen hält sie diese in Schach.

Wenn diese Mechanismen jedoch versagen, beginnen sich die Keime im Maul massenhaft zu vermehren. Der Bakterienrasen bildet Beläge an der Zahnoberfläche. Diese Ablagerungen – auch als Plaque bezeichnet – sind ein Filzwerk aus Keimen, Nahrungsresten, abgeschilferten Zellen, Speichelinhaltsstoffen usw. Vom Zahnfleischrand ausgehend, überziehen diese Beläge bald den ganzen Zahn und werden dabei immer dicker. Mineralsalze aus dem Speichel lagern sich ein. Durch die Bakterien in der Plaque und im Zahnstein entzündet sich das Zahnfleisch, sichtbar durch eine schmale, aber deutliche Rötung. Die Anzeichen dafür sind schlechter Atem, vermehrtes, teilweise blutiges Speicheln bis zur Verweigerung von festem Futter.

Damit beginnt ein Teufelskreis, es entwickelt sich zunächst eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Der Zahnstein drückt auf das Zahnfleisch und schiebt sich zwischen dieses und den Zahnhals. Es kommt zur Bildung von Taschen am Zahnfleischrand und zum Zahnfleischschwund, was das Eindringen von Bakterien in das Zahnfach ermöglicht. Dort setzen die Erreger ihr zerstörerisches Werk fort. Lockerung der Zähne, bakterielle Entzündungen und Zahnausfall sind das Ergebnis. Parodontale Erkrankungen können nachfolgend sogar Organe wie Herz, Leber und Nieren schädigen.

Nach neueren Untersuchungen leiden knapp 80 Prozent der erwachsenen Katzen an Parodontalerkrankungen. Mit mehr als 46 Prozent sind Zahnbehandlungen wie das Ziehen schadhafter Zähne und die Entfernung von Zahnstein bei Katzen der häufigste Grund für einen operativen Eingriff, Kastrationen nicht mitgerechnet. Erste Probleme mit der Zahngesundheit treten oft schon bei zwei Jahre alten Katzen auf. Neben parodontalen Erkrankungen spielen bei Katzen vor allem die resorptive Läsion und Zahnfleischentzündungen eine Rolle.

Die Karies bei der Katze ist eher selten. Häufiger ist die sogenannte Feline odontoklastische resorptive Läsion (FORL) oder auch Resorptive Läsion (RL). Hier entstehen ebenfalls Löcher in den Zähnen, die aber nichts mit Karies zu tun haben. Die Ursachen sind noch unklar. Vermutet wird eine Fehlfunktion des Körpers, durch die die Zähne im Wurzelbereich geschädigt werden. Sie ist daher anfangs schwer zu erkennen. Die Tiere leiden unter starken Schmerzen. Oft hilft nur die Entfernung der betroffenen Zähne.

Katzen leiden ebenfalls häufiger unter Zahnfleischentzündungen und Entzündungen der Maulschleimhaut (Stomatitis) aus unterschiedlichen Ursachen. Auch Virusinfektionen mit Calici-Viren und dem felinen Leukämievirus (FeLV) können zu Entzündungen der Maulschleimhaut führen.

Zahnpflege aber wie?

Zahnerkrankungen können das Wohlbefinden des Tieres wesentlich beeinträchtigen. Deshalb sollte die Mund- und Zahnhygiene zum Alltag einer Katze zählen. Mindestens einmal jährlich sollte das Tier zum Zahncheck beim Tierarzt vorgestellt werden. Durch die regelmäßige tierärztliche Untersuchung werden Erkrankungen der Mundhöhle frühzeitig erkannt. Der sich immer wieder neu bildende Zahnstein kann mit einem speziellen Instrumentarium problemlos entfernt werden. Dafür ist eine leichte Narkose erforderlich. Gerade bei Katzen können Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundhöhlenschleimhaut aber auch Zeichen einer ganz anderen Grunderkrankung sein wie Diabetes mellitus oder eine Nierenerkrankung.

Mit der Zahnpflege beginnt man am besten im Welpenalter. Dann gewöhnt sich die Katze schnell an regelmäßige Berührungen am Kopf und am Maul. Wenn sie das problemlos toleriert, können dabei regelmäßig auch behutsam die Zähne berührt werden. Mit auf den Finger oder auf eine Fingerzahnbürste aufgetragener Katzenzahnpasta kann zunächst ein, später mehrere Zähne geputzt werden. In der Regel reicht das Bürsten der Zahnaußenseiten. Nur etwa 30 Sekunden tägliches Zähneputzen bringen einen enormen Nutzen für die Zahngesundheit. Zur Zahnfleischpflege stehen entsprechende Gels zur Verfügung.

Bei älteren Tieren, die das Zähneputzen nicht gewöhnt sind und dies deshalb nicht zulassen, sollte man den natürlichen Kautrieb für die tägliche Zahnpflege ausnutzen. Es gibt spezielle Kauröllchen, mit denen Zähne und Zahnfleisch mechanisch gereinigt werden. Darüber hinaus werden während des Kauens vermehrt natürliche Enzyme freigesetzt, die die Zähne zusätzlich von Zahnbelag befreien und so vor Zahnstein und Parodontose schützen können. Meist enthalten die Kauröllchen unterstützende wertvolle Milcheiweiße, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Sollte es dennoch einmal zu akuten, schweren Mundhöhlenentzündungen oder Zahnfachvereiterungen kommen, kann der Tierarzt diese mit speziell dafür zugelassenen Antibiotika behandeln.

Die häufigsten Zahnerkrankungen bei der Katze

  • Zahnstein
  • Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
  • Entzündung des Zahnhalteapparates (Paradontitis)
  • Entzündung der Maulschleimhaut (Stomatitis)
  • Wucherungen der Maulschleimhaut
  • Karies, selten
  • FORL (Feline odontoklastische resorptive Läsion) der Katze, heute auch als RL (Resorptive Läsion) bezeichnet

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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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