Vergiftungen bei Hund und Katze
Tiere mit Vergiftungsverdacht sind im tierärztlichen Notdienst keine Seltenheit. Teils werden sie mit mehr oder weniger konkretem Vergiftungsverdacht, teils mit unspezifischen Symptomen oder aber mit tatsächlichen Vergiftungssymptomen vorgestellt. Die Prognose für Hunde und Katzen bei einer Vergiftung ist stark abhängig von der Art des Giftstoffs, der aufgenommenen Menge und dem Zeitpunkt der tierärztlichen Behandlung. Daher ist es wichtig, jedem Verdacht auf Vergiftung nachzugehen. Jegliche Hinweise zur Art des aufgenommenen Giftstoffes können für die Therapie hilfreich sein. Je schneller und zielgerichteter eine Behandlung erfolgt, desto besser sind die Heilungschancen.
Vorkommen und Ursachen von Vergiftungen
Die Ursachen für Vergiftungen sind vielfältig. Sie reichen über Frostschutzmittel (mit Ethylenglykol), Schneckenkorn und Rattengifte über Lebensmittel wie Schokolade, Weintrauben/Rosinen und Zwiebeln sowie Süßstoffe bis hin zu giftigen Garten- und Zimmerpflanzen, Haushaltsreinigern und unbeabsichtigt aufgenommenen oder fälschlich verabreichten, nicht für das Tier bestimmten Medikamenten. Zuletzt wurde auch über vermehrt auftretende Cannabis Intoxikationen berichtet.
Vergiftungen durch Rodentizide
Hunde nehmen Rodentizide („Rattengifte“) meist direkt auf, während Katzen oft über vergiftete Nagetiere indirekt betroffen sind. Das in vielen Ködern enthaltene Cumarin hemmt die Synthese von Vitamin K, einem wichtigen Bestandteil der Blutgerinnung. Die Symptome treten in der Regel zeitlich verzögert, etwa nach 36 bis 72 Stunden, auf. Sie sind zu Beginn unspezifisch, können jedoch dann rasch zu schweren Komplikationen wie Blutungen im Magen-Darm-Trakt führen. Die Diagnose kann in der Tierarztpraxis durch eine Bestimmung der Gerinnungsparameter gestellt werden. Ist die Aufnahme erst kürzlich erfolgt, sollten auch hier möglichst schnell Maßnahmen zur Entfernung der Giftstoffe ergriffen werden. Die Behandlung erfolgt über die Gabe von Vitamin K in der Regel über mehrere Tage. In schweren Fällen können Bluttransfusionen erforderlich werden. Andere in Ködern enthaltene Wirkstoffe führen zu neurologischen Symptomen. Schneckenkorn enthält ebenfalls giftige Wirkstoffe.
Gefahren im Haushalt
Auch im häuslichen Umfeld lauern Gefahren. Tierhalter können jedoch viel dazu beitragen, um die Sicherheit ihres Haustieres zu gewährleisten. Insbesondere Vergiftungen durch Zimmer- und Gartenpflanzen stellen eine potenzielle Gefahr für Hunde und Katzen dar. Dekorative Gestecke oder Blumensträuße können ebenfalls für Tiere giftige Pflanzen enthalten. Auch Haushaltsprodukte wie Reinigungsmittel sind eine häufige Gefahrenquelle und sollten stets unter Verschluss gehalten werden. Vor allem Katzen sind gefährdet, da sie nach einem Kontakt durch ihr Putzverhalten die Stoffe vermehrt aufnehmen. Alkalische und saure Produkte wie Reinigungsmittel können schwere Verätzungen an Haut, Maulhöhle und Organen hervorrufen.
Schnelle Therapie entscheidend
Im Verdachtsfall ist schnelles Handeln geboten. Jegliche Hinweise zur Art und Menge des aufgenommenen Giftstoffes und auch zum Zeitpunkt der (vermuteten) Aufnahme können für die Therapie durch den Tierarzt hilfreich sein. Wesentliche Maßnahmen sind die Entfernung von am oder im Körper befindlichen, aber noch nicht in Zirkulation gelangtem Giftstoff (Dekontamination) sowie die Unterstützung seiner Ausscheidung (Elimination). Für einige Giftstoffe existieren spezifische Gegenmittel (Antidote), die deren Wirkung aufheben. Dies setzt jedoch voraus, dass der aufgenommene Giftstoff bekannt ist oder anhand der Symptome ein Rückschluss darauf möglich ist.
Die schnelle und effektive Dekontamination ist der entscheidende erste Schritt für eine erfolgreiche Behandlung. Sie soll verhindern, dass weiterer Giftstoff vom Körper aufgenommen wird. Zur Verfügung stehende Dekontaminationsmethoden für Tierärzte umfassen – abhängig vom jeweiligen Fall – das Auslösen von Erbrechen, Magen- und Darmspülungen, die Verabreichung von Aktivkohle sowie das Waschen des Patienten bei Aufnahme des Toxins über die Haut. Zeit spielt hierbei eine entscheidende Rolle: Je schneller die Dekontamination erfolgt, desto erfolgreicher kann sie sein. Ein Erbrechen soll nicht provoziert werden bei Vergiftung mit ätzenden Produkten wie beispielsweise Reinigungsmitteln.
Weitere Maßnahmen zielen darauf ab, im Körper beziehungsweise in Zirkulation aufgenommene Giftstoffe möglichst schnell wieder auszuscheiden (Elimination). Die Auswahl der Eliminationsmethoden richtet sich dabei hauptsächlich nach den Eigenschaften des jeweiligen Giftstoffs, beispielsweise der Wasser- oder Fettlöslichkeit des Toxins.
Hinweise was bei Verdacht auf eine Vergiftung zu tun ist und Erste Hilfe bei Vergiftungen finden Sie hier
https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/vergiftung
Stand 10.12.2024
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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
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