Nachhaltikeit im Fokus
Studien zeigen Potential der Tiergeundheit und Prävention für die Nachhaltigkeit
Zwei Studien zeigen eindrucksvoll, wie wichtig die Tiergesundheit mit Blick auf die Nachhaltigkeit ist – die Prävention von Krankheiten ist ein wichtiger Schlüsselfaktor für eine wirtschaftliche, nachhaltige und zugleich klimafreundliche Lebensmittelproduktion.
Prävention von Erkrankungen ist das Stichwort, wenn es um eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und gesunde Tierbestände geht – durch diese werden weniger Ressourcen verbraucht, was sich auf Ökonomie, Ökologie und Soziales, die drei Säulen der Nachhaltigkeit, positiv auswirkt. Das Risiko für Folgeerkrankungen oder gar Zoonosen wird gesenkt.
In einer Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) analysierten die Forscher den Einfluss von Krankheiten beziehungsweise deren Prävention bei Schweinen und Masthühnern auf die Nachhaltigkeit. Dabei wird deutlich, dass die Krankheitsprävention, insbesondere durch Impfungen, einen effektiven Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen leisten kann.
Huhn und Schwein
Die Studie beschäftigte sich mit Erkrankungen assoziiert mit dem porzinen Circovirus 2 (PCV2), der Enzootischen Pneumonie und der proliferativen Enteropathie bei Schweinen sowie der Kokzidiose und Colibazillose bei Masthühnern. Die fünf Erkrankungen verursachen unter anderem hohe Futterverluste, eine verminderte Wachstumseffizienz und eine erhöhte Sterblichkeit, was zu einem höheren CO2-Fußabdruck in der Tierhaltung führt. Es stehen jedoch Impfstoffe oder andere,wirksame Präventionsmöglichkeiten zur Verfügung – deren Nutzen im Hinblick auf eine Verbesserung des CO2-Fußabdrucks der Tierhaltung konntenun nachgewiesen werden.
Starke Ergebnisse
Die Studie der TiHo zeigt, dass durch die Vermeidung der genannten Krankheiten bei Schwein und Huhn insgesamt bis zu 2,791 Mio. Tonnen CO2- Äquivalente (CO2 eq) jährlich eingespart werden könnten. Oder anders gesagt: die Emissionen von fast zwei Millionen Autos.
Die Ergebnisse werden unterstrichen von einer internationalen Analyse des Weltverbands für Tiergesundheit (HealthforAnimals), die ebenfalls den direkten Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und guter Tiergesundheit belegt. Dank der Impfungen können die Produktivität gesteigert und Emissionen reduziert werden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Erkrankungen von Nutztieren mit einem Anstieg der Treibhausgasemissionen und der Flächennutzung, unter anderem durch einen erhöhten Futterverbrauch, in Verbindung gebracht werden können. Eine gute Tiergesundheit und Krankheitsprävention sind somit nicht nur ökologisch sinnvoll, sie können auch die Produktivität steigern und Ressourcen schonen.
WAS BRINGT DIE PRÄVENTION?
Die TiHo untersuchte anhand von fünf typischen und bedeutsamen Erkrankungen bei Schwein und Huhn, wie mit Impfungen oder Präventionsmaßnahmen CO2-Emissionen eingespart werden können.
Erkankungen assoziiert mit dem porzinen Circovirus 2 (PCV2), die Enzootische Pneumonie und die Porzine proliferative Enteropathie sind wichtige Erkrankungen mit ernsten Konsequenzen beim Schwein und damit intensiv untersuchte Studienobjekte der Wissenschaftler.
Krankheiten mit vielen negativen Effekten
PCV2 kommt weltweit und bei Schweinen in allen Haltungsformen vor. Verzögertes Wachstum, Lungenentzündungen oder Durchfall gehören zu den Folgen und können durch die PCV2-Impfung vermieden werden. Die Enzootische Pneumonie (verursacht durch Mesomycoplasma hyopneumoniae) zeigt sich dagegen bei Schweinen durch eine spezielle Form der Lungenentzündung. Die Impfung gehört zu einer der wichtigen Maßnahmen zur Kontrolle der Erkrankung in den Beständen. Die Porzine proliferative Enteropathie (verursacht durch Lawsonia intracellularis) betrifft den Darm des Schweins und führt zu langanhaltenden Schäden in der Darmschleimhaut und Durchfällen. Aufgrund von schlechterer Futterverwertung und geringerer täglicher Zunahme wirken sich auch subklinische Infektionen negativ aus.
Weniger Emissionen im Schweinestall
Die Studie der TiHo-Wissenschaftler untersuchte, wieviel CO2 eingespart werden kann, wenn man zum richtigenZeitpunkt mit einer Impfung eingreift und die Tiere schützt. Bei einer PCV2-Impfung in der Ferkelaufzucht und Mast konnte beobachtet werden, dass die Emissionen von 3,88 kg CO2-Äquivalent/kg Lebendgewicht auf 3,41 kg CO2-Äquivalent/kg Lebendgewicht fielen – das heißt, es wurden 12,1 % der Emissionen eingespart. Hochgerechnet auf Deutschland wurde ein Einsparpotenzial von 1,465 Mio. t CO2-Äquivalenten pro Jahr errechnet. Die Impfung gegen M. hyopneumoniae sparte 2,5 %, die L. intracellularis-Impfung 3,5 % CO2-Emissionen. Für die untersuchten Schweineerkrankungen macht das durch die Impfung im Mittel eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks um 18,1 % pro Tier.
Krankheiten bei Masthühnern
Für Masthühner wählten die Forscher einen anderen Ansatz und untersuchten die negativen Auswirkungen von zwei bedeutsamen Erkrankungen auf die CO2-Bilanz: Kokzidiose und Colibazillose. Beide Krankheiten betreffen alle Hühner, insbesondere auch im Freiland. Erstere wird von einzelligen Parasiten verursacht, die im Darm der Vögel leben und diesen schädigen – es kommt zu Durchfällen und einer allgemeinen Abgeschlagenheit der Tiere. Eine relevante Erkrankung für fast alle deutschen Bestände mit Masthühnern, die sich auch in Zahlen niederschlägt.
Bei einer Erkrankung werden 30,9 % CO2-Äquivalente mehr emittiert. Auch die Colibazillose beeinflusst den CO2-Ausstoß mit einer Zunahme von 10,5 % sehr negativ. Bis zu 599.000 t CO2-Äquivalente könnten durch einen Schutz vor beiden Erkrankungen, für den verschiedene Maßnahmen zur Verfügung stehen, eingespart werden.Ein Vorteil für das Klima und das Tierwohl.
Vorbeugung als Stellschraube
Die Studienergebnisse weisen die Richtung für wirkungsvolle Maßnahmen der Emissionsreduzierung, aber auch das Tierwohl und die ökonomischen Ergebnisse landwirtschaftlicher Betriebe. Mit effektiven Methoden wie Impfung und Vorbeugung können die Tiere gestärkt, das Klima geschützt und hochwertige Lebensmittel produziert werden, die sich auch für den Landwirt rechnen: Ein geringerer Futteraufwand, geringere Mortalität und höhere Zunahmen der Tiere machen die Lebensmittelproduktion nachhaltig – und schützen damit das Klima.
Gesunde Tiere für einen gesünderen Planeten - Nachhaltigkeit in der Tierhaltung
Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) zeigt Einsparpotentiale einer stabilen Tiergesundheit auf die CO2-Emissionen in der Nutztierhaltung. Prävention Schlüsselfaktor für eine nachhaltige Lebensmittel-produktion. Download
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Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
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