16.12.2021

Altersbedingte Krankheiten bei der Katze

Alter ist keine Krankheit, auch nicht bei unseren Haustieren wie Hund oder Katze. Unbestritten ist aber, dass die Zahl der Krankheiten im Alter, auch auf ein Tier bezogen, zunimmt. Die Tierärzte sprechen dann von Multimorbidität oder Mehrfacherkrankungen.

Der Multimorbidität können drei Ursachengruppen zugrunde gelegt werden:

  • Krankheiten, die in jedem Alter auftreten können
  • Krankheiten, die vorzugsweise im Alter auftreten
  • Krankheiten, die in jüngeren Lebensabschnitten aufgetreten sind, nicht ausgeheilt wurden und daher chronisch geworden sind.

Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Katzen ab dem elften Lebensjahr die Zahl der Krankheiten zunimmt.

Die Ursachen für Alterserkrankungen sind vielfältig. Körperfunktionen nehmen in ihrer Leistungsfähigkeit ab und die Empfänglichkeit für Krankheiten nimmt entsprechend zu. Auch die Genesung kann länger dauern. Zudem gibt es typische Alterserkrankungen, die zwar nicht mehr zu heilen, aber durchaus zu lindern sind. Es können aber grundsätzlich nahezu alle Organ- und Funktionssysteme betroffen sein.

Individuelle, ggf. auch rassespezifische Besonderheiten beeinflussen den Alterungsverlauf.

Auch die Fütterung spielt eine Rolle: Übergewichtige Tiere sind Risikopatienten und sterben in der Regel auch früher. Nimmt ein vormals dickes Tier ohne Diät plötzlich ab, kann dies bereits auf eine beginnende Erkrankung hinweisen.

Woran kann der Tierhalter erkennen, ob sein Tier schon alt ist?

  • Die Aufnahme und Verdauung von Futter werden schwieriger, weil:
  • das Gebiss schlechter wird, Magen und Darm langsamer arbeiten, Leber und Nieren sind weniger belastbar.
  • Die Fitness lässt nach, weil:
  • die Muskeln schwächer werden, Gelenkverschleiß auftritt, die Herzleistung abnimmt und chronische Atmungsprobleme auftreten können.
  • Die Sinneswahrnehmung (Geruchsinn, Gehör, Sehfähigkeit, aber auch das Erinnerungsvermögen) lässt nach.
  • Ältere Tiere sind anfälliger für Tumorerkrankungen und hormonell bedingte Probleme.

Mit Vorsorgeuntersuchungen rechtzeitig starten

Krankheiten zu erkennen, ist oft nicht einfach, denn Katzen sind wahre Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Oftmals treten Symptome auch erst auf, wenn Krankheiten schon weit fortgeschritten und irreparable Schäden entstanden sind. Der rechtzeitige Start mit Vorsorgeuntersuchungen ist daher die beste Möglichkeit, altersbedingte Krankheiten zu diagnostizieren und mit deren Behandlung rechtzeitig zu beginnen.

Mögliche Untersuchungen können sein:

  • Allgemeine klinische Untersuchung des Tieres mit Gewichtsbestimmung, Prüfung von Fettverteilung (Body Condition Score) und Bemuskelung (Muscle Condition Score)
  • Blutuntersuchung (am nüchternen Tier): Gesundheitsprofil evtl. mit Hormonuntersuchung
  • Harnuntersuchung, möglichst aus frischem Morgenurin
  • Blutdruckmessung
  • Augenuntersuchung
  • weiterführende Untersuchungen wie EKG, Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung.

Regelmäßige Untersuchungen sollten ab dem kritischen Zeitpunkt – bei Katzen ab dem 7. Lebensjahr – durchgeführt werden. Ziel dieser Untersuchungen ist es, Krankheiten frühzeitig aufzudecken und sie im Frühstadium zu behandeln, sowie Schmerzen und Unwohlsein so weit wie möglich zu beseitigen.

Tierärzte werden bei solchen Alterschecks auch immer wieder hilfreiche Informationen für eine gesunde Fütterung / Ernährung, die auf das Alter des Tieres abgestimmt ist, geben. Dies gilt vor allem für übergewichtige, aber auch untergewichtige Patienten sowie bei bereits bestehenden Erkrankungen.

Die wichtigsten Krankheiten der alten Katze:

Nierenerkrankungen

Die chronische Nierenerkrankung (CNE), auch unter der Bezeichnung chronische Niereninsuffizienz (CNI) bekannt, ist eine ernst zu nehmende Erkrankung der älteren Katzen mit gravierenden Folgen. Sie gilt als eine der häufigsten Todesursachen bei Katzen im Seniorenalter. Es wird geschätzt, dass bis zu 20 Prozent aller Katzen, die älter als sieben Jahre sind, davon betroffen sind. Bei Katzen über fünfzehn Jahren steigt die Häufigkeit sogar auf ein Drittel. Die CNE verläuft typischerweise schleichend. Erst wenn bereits 65 – 70 Prozent der Nephrone (Filterzellen) zerstört sind, kommt es zu sichtbaren Auswirkungen. Dann ist die Krankheit bereits weit fortgeschritten und Behandlungsmöglichkeiten beschränkt. Deswegen sind die Vorsorgeuntersuchungen und ein früher Therapiebeginn und eine angepasste Ernährung hier besonders wichtig.

Weitere Informationen:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2020/katzen-mit-cne-nieren-in-not

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2020/katzen-mit-cne-nieren-in-not/die-chronische-nierenerkrankung-cne-ist-eine-ernstzuneh

Schilddrüsenerkrankungen

Die feline Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist eine schwere Stoffwechselerkrankung, die besonders häufig bei älteren Katzen auftritt. Knapp 14 Prozent der über acht Jahre alten Katzen und fast 20 Prozent der über 12-jährigen Tiere leiden an Hyperthyreose. Heißhunger und struppiges Fell sind typische Symptome einer fortgeschrittenen Schilddrüsenerkrankung. Die Krankheit kann bei der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung aber oft schon diagnostiziert werden, bevor die Katze erkennbar abbaut und ist dann recht gut behandelbar. Bleibt die Erkrankung dagegen zu lange unentdeckt, können Nierenfunktionsstörungen oder sogar Herzversagen die Folge sein. 

Weitere Informationen:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2018/kranke-schilddruese-bringt-hormonhaushalt-durcheinander

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2018/kranke-schilddruese-bringt-hormonhaushalt-durcheinander/hintergundinformation-schilddruese

Diabetes

Diabetes mellitus ist bei Katzen die häufigste hormonelle Erkrankung. Etwa ein Prozent der Katzen in Deutschland sind zuckerkrank – Tendenz steigend. Typische Symptome sind häufigeres Trinken und vermehrter Harnabsatz. Frühzeitig erkannt, lässt sich Diabetes recht gut therapieren. Einer der Hauptrisikofaktoren für Diabetes bei der Katze ist Übergewicht.

Weitere Informationen:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2018/bei-diabetes-ist-naschen-verboten

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2019/zuckerkrankheit-auch-bei-hund-und-katze

Gelenkserkrankungen

Die Arthrose ist bei älteren Tieren ebenfalls weit verbreitet. Sie verursacht beim Tier chronische Schmerzen. Katzenhalter sollten aufmerksam werden, wenn die Bewegungsfreude ihrer Katze nachlässt, sie sich nicht mehr so ausgiebig putzt wie früher oder beispielsweise höher gelegene Lieblingsplätze nicht mehr aufsucht. Studien zeigen, dass eine Arthrose bei über 60 Prozent der über sechsjährigen Katzen nachweisbar ist, bei über zwölfjährigen Katzen sind sogar 90 Prozent betroffen. Am häufigsten ist die Bewegungsfunktion von Hüfte und Ellenbogen eingeschränkt. Bewegungsmangel und Übergewicht fördern den Krankheitsverlauf.

Weitere Informationen:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2020/arthrose-katzen-leiden-leise

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2020/arthrose-katzen-leiden-leise/hintergrundinformationen-arthrose-bei-der-katze

Herzerkrankungen

Herzerkrankungen kommen auch bei Katzen vor, sind aber nicht einfach zu erkennen, weil die Symptome häufig kaum zu deuten sind. Verändertes Verhalten, wie das sich Zurückziehen in dunkle Ecken oder ein ängstlicher Gesichtsausdruck (Maulatmung), aber auch aggressive Reaktionen können auf eine Herzerkrankung hinweisen. Am häufigsten erkranken Katzen an einer Verdickung der Herzmuskulatur (hypertrophe Kardiomyopathie). Die krankhafte Erweiterung der Herzkammer (dilatative Kardiomyopathie) spielt dagegen aufgrund verbesserter und ausreichend mit Taurin ergänzter Katzennahrung keine so große Rolle mehr wie früher.

Weitere Informationen:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2014/herzerkrankungen-bei-hund-und-katze/kurzmeldung-auch-katzen-koennen-am-herz-erkranken

Zahnerkrankungen

Knapp 80 Prozent der erwachsenen Katzen leiden an Parodontalerkrankungen, Erste Probleme mit der Zahngesundheit treten oft schon bei zwei bis drei Jahre alten Katzen auf.

Einfacher Zahnbelag wächst sich in zunehmendem Alter zu einem massiven Problem aus, mit Zahnfleischentzündungen, Parodontitis und Zahnverlust. Kranke Zähne bleiben häufig lange unentdeckt, da die Katzen oftmals sogar mit schmerzenden Zähnen noch gut fressen.

Zahnpflegendes Futter, regelmäßiges Zähneputzen und die jährliche Zahnkontrolle beim Tierarzt sind eine gute Gesundheitsvorsorge, mit der man der Katze bis ins hohe Alter unnötige Schmerzen und Krankheiten ersparen kann.

Weitere Informationen:

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2020/wenn-plaque-zur-plage-wird

https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/2020/wenn-plaque-zur-plage-wird/gesunde-zaehne-foerdern-das-wohlbefinden


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Weitere Informationen:
Bundesverband für Tiergesundheit e.V.
Dr. Sabine Schüller
E-Mail bft@bft-online.de

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